Nägelkauer sind Menschen, die ihren Ärger ständig unterdrücken – hieß es bisher über unverbesserliche Knabberer. Eine andere Vermutung lautete, sie seien im Säuglingsalter besonders verwöhnt worden. Beides konnte die Psychologin aus Heidelberg in ihrer Diplomarbeit widerlegen. Demnach wird Nägelkauen unter anderem durch Ehrgeiz und hohe Erwartungen an die eigene Person verursacht. Die Knabberer, die Benz untersuchte, waren depressiver als andere Menschen und fühlten sich schneller in ihrem Selbstwert bedroht.
Allerdings befinden sie sich in illustrer Gesellschaft: Sie teilen ihr Leid mit Dustin Hoffmann, Phil Collins und angeblich sogar mit Wolfgang Amadeus Mozart. Knabbern an den Fingernägeln spricht also nicht gegen Erfolg im Beruf – was Dorothea Benz mit ihrer Arbeit bestätigte.
Trotzdem leiden die meisten Betroffenen unter ihrer Angewohnheit und kommen allein nicht davon los. Dorothea Benz liefert in ihrer Arbeit deshalb auch Ansätze für eine Therapie. Diese Praxisnähe war neben Originalität und gelungener Methodik ein Grund, warum sie mit dem Georg-Sieber-Wissenschaftspreis für angewandte Psychologie ausgezeichnet wurde.
Dorothea Benz