„Die wahre Geschichte eines einsamen Genies, welches das größte wissenschaftliche Problem seiner Zeit löste“ – so lautet der vollmundige Untertitel dieses Buches. Was auf den ersten Blick nach marktschreierischer Verlagswerbung klingt, kündigt tatsächlich ein informatives und spannendes Buch an.
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts segelten die Seefahrer quasi blind auf den Weltmeeren herum. Sobald das Festland hinter dem Horizont verschwunden war, wußten sie nicht mehr genau, wo sie sich befanden. Während man die geographische Breite aus dem Höhenstand der Sonne und der Sterne ermitteln kann (je weiter man nach Süden kommt, desto höher steigt ja die Sonne), läßt sich der Längengrad so nicht bestimmen. Denn da sich die Erde dreht, bewegen sich alle Orientierungspunkte am Himmel: kein Anhaltspunkt – nirgends.
Für die Lösung dieses „Längengrad-Problems“ setzte das englische Parlament im Jahre 1714 eine hohe Belohnung aus – besaß die Seefahrt damals doch eine außerordentliche wirtschaftliche und politische Bedeutung. Das Preisgeld betrug nach heutigen Wertmaßstäben mehrere Millionen Mark. Die Lösung lieferte schließlich keiner der angesehenen Wissenschaftler jener Zeit, sondern ein Provinz-Tischler, der sich als Autodidakt im Uhrenbau versuchte.
Was damals geschah und mit welcher unglaublichen Zielstrebigkeit dieser Mann namens John Harrison zu Werke ging, beschreibt die amerikanische Wissenschaftsjournalistin Dava Sobel eindrucksvoll in ihrem Buch. Ich bin mir sicher: Auch wer nicht technikbegeistert ist, wird es mit Gewinn lesen.
Dava Sobel LÄNGENGRAD Berlin Verlag Berlin 1996 239 S., DM 36,-
Rolf Heilmann