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HAND ODER SCHNAUZE

Gesundheit|Medizin

HAND ODER SCHNAUZE
Alle Körperteile haben ihre Entsprechung im Gehirn. Wie Geist und Körper miteinander agieren, ist das Thema eines spannenden Buchs über Neurobiologie.

Das Gehirn ist mehr als die biologische Zentrale für Informationsspeicherung und -verarbeitung. Alle Vergleiche mit dem Computer führen in die Irre, denn zu seinen Hauptaufgaben gehören die körperliche Wahrnehmung und die Beherrschung des Körpers. Biologische Intelligenz ist ohne das Zusammenwirken von Geist und Körper nicht vorstellbar, sind die amerikanischen Wissenschaftspublizisten Sandra und Matthew Blakeslee – ein Mutter-Sohn-Team – überzeugt.

Alle Körperteile haben ihre Entsprechung im Gehirn. Dabei sind sie nicht gleichberechtigt: So nehmen die Hände weit mehr Raum ein als der Rumpf oder die Beine. Das gilt für beide Richtungen des Signalflusses – die Wahrnehmung von Berührungen und das Ausführen von Bewegungen. Die Zuständigkeit für jeden einzelnen Finger lässt sich dank moderner bildgebender Verfahren in einer Gehirnkarte darstellen. Die jedoch ist nur eine Momentaufnahme, denn die Zuordnungen zwischen Geist und Körper sind sehr flexibel. Werden zum Beispiel Ring- und Mittelfinger einer Versuchsperson zusammengebunden, ändert sich die Gehirnkarte. In kürzester Zeit erstellt das Gehirn ein neues Bild der Hand mit vier statt fünf Fingern. Umgekehrt können Prothesen wie ein einfacher Blindenstock Teil des Körpers werden. Der Stock liefert Informationen über die Umwelt, sodass er bei Bewegungen als Teil des Ganzen wahrgenommen wird.

Der Geist muss seinen Körper erobern, bevor das „Ich“ zu einer biologischen Einheit werden kann. Diese These steht im Mittelpunkt des Buchs, das tief in die Neurobiologie einsteigt. Nicht mit esoterischen Sprechblasen, sondern durch Einblicke in Arbeit und Motivation führender Neurowissenschaftler füllen die Autoren das oft missbrauchte Wort „ganzheitlich“ mit Inhalt.

Leider lassen sich nicht alle Beispiele leicht verstehen, zumal etliche typisch amerikanisch sind. Wer nicht Golf spielt oder keine Ahnung von Baseball-Regeln hat, kann mit den Geschichten aus der Sportwelt wenig anfangen. Doch das ist nur ein kleines Manko. Das Buch hilft dem Leser auf jeden Fall, seinen Körper besser zu verstehen. Die gelegentlich auftauchenden Fachbegriffe werden im Glossar am Ende des Buchs erklärt. Der Umgang mit den Fakten ist seriös und immer wieder auch unterhaltsam – wie die Anregung, sich als „handzentrierter“ Primat doch mal in die Haut eines „schnauzenzentrierten“ Schweins zu versetzen. Michael Lange

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Sandra und Matthew Blakeslee DER GEIST IM KÖRPER Das Ich und sein Raum Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009, 341 S., € 24,95 ISBN 3–8274–2099–7

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