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GEN-BAUSTEINE LÖSEN CHEMIE AB

Gesundheit|Medizin

GEN-BAUSTEINE LÖSEN CHEMIE AB

Trotz aller Bemühungen der Pharmaforschung werden pro Jahr durchschnittlich nur zwei neue Biomoleküle (Targets) identifiziert, die für Krankheiten verantwortlich sind und gegen die sich ein Medikament entwickeln lässt. Traditionell werden die meisten dieser Neuentwicklungen chemisch hergestellt. Aber schon fast jede dritte Innovation gehört zur Gruppe der Biopharmaka: Das sind gentechnisch produzierte Proteine wie Antikörper oder Rezeptorblocker. Seit etwa zehn Jahren arbeiten Wissenschaftler nun an der dritten Medikamenten-Generation: den Oligonukleotiden. Sie bestehen aus kurzen Fragmenten der Erbsubstanz DNA oder der ähnlich aufgebauten RNA.

Als erster Wirkstoff dieser Klasse ist seit 2000 der Virushemmer Fomivirsen auf dem Markt. Es ist ein sogenanntes Antisense- Oligonukleotid: Seine 21 RNA-Bausteine passen zu einem Abschnitt in der Boten-RNA des Cytomegalie-Virus und lagern sich mit diesem zu einem RNA-Doppelstrang zusammen. Die virale Boten-RNA kann deshalb nicht mehr in ein Protein übersetzt werden. Die Virusvermehrung wird gestoppt. Seit 2006 steht zudem das Oligonukleotid Pegaptanib zur Behandlung der feuchten altersbedingten Makula-Degeneration (AMD) zur Verfügung. Bei dieser Erkrankung wuchern Blutgefäße in die Netzhaut ein, was zu einem Absterben der Sehzellen führt. Etwa drei Dutzend weiterer Wirkstoffe der dritten Generation werden derzeit in klinischen Studien an Menschen erprobt. So rechnet der Hersteller des Krebsmedikaments Genasense® in den nächsten 12 Monaten mit der Marktzulassung. Das Antisense-Oligonukleotid darin blockiert die Boten-RNA des Gens Bcl-2. Dieses Gen ist vor allem in Krebszellen aktiv und verhindert, dass die Zellen in ein automatisches Selbstmordprogramm – die „Apoptose“ – eintreten. „Das neue Medikament hemmt die Bildung von Bcl-2. Und Krebszellen mit weniger Bcl-2 sind empfindlicher gegenüber einer Chemotherapie“, erklärt Susan O’Brien, die an der Universität von Texas das neue Mittel gegen chronisch myeloische Leukämie getestet hat. In Kombination mit einer Chemotherapie konnte der Krebs bei 17 Prozent der Patienten komplett ausgemerzt werden. Mit einer Chemotherapie allein gelang das nur bei 10 Prozent.

Ein regelrechter Hype herrscht unter den Forschern derzeit um die sogenannten CpG-Oligonukleotide. Das sind kurze DNA-Fragmente, deren Zentrum die beiden Basen Cytosin und Guanin bilden (das „p“ steht für die verbindende Phosphatgruppe). Diese Sequenzmuster werden in der DNA von Wirbeltieren mit einer Methylgruppe verknüpft. Bei Bakterien und Viren liegen sie dagegen „nackt“ vor. Sobald solche unmethylierten CpG-Bausteine im Körper auftauchen, werden sie als fremd erkannt – und das Immunsystem springt an. Künstliche CpG-Oligonukleotide konnten bisher in kleineren Studien unter anderem die Wirksamkeit von Impfstoffen verstärken. Vielversprechende Erfolge gab es außerdem bei Krebs, Asthma und Allergien. Die ersten CpG-Medikamente dürften jedoch kaum vor 2012 in der Apotheke erhältlich sein. Dr. Ulrich Fricke

medinfo im März: Allergien

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