Wer Eisbrecherrümpfe testen will, braucht nicht nur Schiffsmodelle aus Sperrholz und Kunststoff, sondern auch eine Eisfläche, die sich annähernd so verhält wie die meterdicken Schollen im Meer. Denn nur wenn das Eis realistisch bricht, lassen sich die Ergebnisse auf die echten großen Schiffe übertragen.
Das Eismachen ist eine fast alchemistische Kunst, die die Ingenieure der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt im Laufe der Jahrzehnte perfektioniert haben. Um Eis zu erzeugen, strömt minus 20 Grad Celsius kalte Luft durch den Versuchskanal. Pro Stunde wächst die Eisdicke um zwei Millimeter. Während die Wasseroberfläche langsam gefriert, blubbert am Boden des Tanks Druckluft ins Wasser. Tausende feiner Luftblasen steigen auf und werden vom wachsenden Eis eingeschlossen. Das macht die Eisfläche zugleich starr und brüchig. Dadurch kann das künstliche Eis realitätsnah zu kleinen Eisschollen brechen.
Mit ihrem „Eismodell“ können die Forscher zum Beispiel einjähriges Eis nachahmen. Natürlich lassen sich auch Presseisrücken oder andere Hindernisse imitieren. Einjähriges Eis hat einen hohen Salzgehalt, ist etwas dehnbar und schneeweiß. Übersteht es den Sommer, taut es an und verliert dabei Salz. Gefriert es erneut, bildet sich hartes, grünes Eis. Mehrjähriges Eis, das den Prozess des Tauens und Gefrierens wiederholt durchgemacht hat, ist extrem hart und praktisch salzfrei. Es leuchtet tiefblau. Wenn man die Versuchsbedingungen entsprechend variiert, lassen sich diese verschiedenen Eis-Eigenschaften im Testkanal nachahmen.