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KRÄFTIG DRUCK MACHEN!

Gesundheit|Medizin

KRÄFTIG DRUCK MACHEN!

„HHH – Hauptsache heftige Herzmassage oder auch: hurtig, hart und hastig.“ Was der Anästhesist Bernd Böttiger von der Universität Köln so einprägsam zusammenfasst, ist eine der Kernaussagen der neuen europäischen Leitlinien zur Wiederbelebung – und damit die Essenz eines aufwendigen Prozesses, der als Ziel hat, die Überlebenschancen nach einem plötzlichen Kreislaufstillstand zu verbessern. „Täglich sterben mehr als 1000 Menschen in Europa an plötzlichem Herztod – das ist, als würden jeden Tag zwei vollbesetzte Jumbo-Jets abstürzen“, sagt Böttiger, der auch Vorsitzender des European Resuscitation Councils ist, der Dachorganisation der europäischen Reanimationsgesellschaften. „Viele dieser Todesfälle könnten verhindert werden, wenn bei den Betroffenen sofort die richtigen Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet würden.“

Was genau die richtigen Maßnahmen sind, ist in besagten Leitlinien zusammengefasst. „Sie werden alle fünf Jahre vollständig überarbeitet, damit immer das empfohlen werden kann, was nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft optimal ist“, erläutert Böttiger. Im Fokus der neuen Fassung für die Reanimation Erwachsener steht die kräftige Herzmassage, während die Beatmung etwas in den Hintergrund tritt. Der Grund: Wenn der Kreislauf, etwa nach einem Herzinfarkt, plötzlich zum Erliegen kommt, enthält das Blut noch genug Sauerstoff, um Gehirn und Organe zumindest für 2 bis 5 Minuten zu versorgen – allerdings nur, wenn es auch dorthin gelangt. Das kann man mit einer Herzmassage erreichen, bei der der Brustkorb 100 bis 120 Mal pro Minute etwa 5 bis 6 Zentimeter tief eingedrückt wird. „Je schneller man damit beginnt und je weniger Unterbrechungen es dabei gibt, desto größer sind die Überlebenschancen des Patienten“ , betont Böttiger.

Das heiße jedoch ganz sicher nicht, dass eine Beatmung nutzlos sei, wie es manche Medien dargestellt hätten. Natürlich solle beatmet werden, jeweils zwei Atemzüge nach 30 Brustkompressionen – wenn der Helfer die Technik beherrscht. „Wenn aber jemand den Notruf wählt, der nicht weiß, wie eine Mund-zu-Mund-Beatmung funktioniert, ist es unsinnig, ihm am Telefon das Vorgehen zu erklären. Das dauert einfach zu lange“, sagt Böttiger. Dann sei es weit besser, den Anrufer dazu zu bringen, möglichst schnell mit der Herzmassage zu beginnen. Am besten wäre es jedoch, wenn so viele wie möglich die richtige Technik mit Beatmung erlernen würden, vielleicht schon in der Schule. „Man könnte jedes Jahr 100 000 Menschen das Leben retten“, ist Böttiger überzeugt. Genaue Anweisungen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung finden Sie im Internet unter: www.wissenschaft.de/medinfo

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