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Zellen statt Spritzen

Gesundheit|Medizin

Zellen statt Spritzen

Etliche Diabetiker brauchen dringend eine neue Bauchspeicheldrüse. Da Spenderorgane knapp sind, arbeiteten Forscher seit Jahren an einem Verfahren, bei dem lediglich Insulin produzierende Zellen übertragen werden, der Inselzelltransplantation. Bisher waren die Erfolge bescheiden. Aber zwei neue, bereits getestete Verfahren könnten der Technik jetzt zum Durchbruch verhelfen.

Diabetikern fehlt es an Insulin. Dieses Hormon, das die Aufnahme des Blutzuckers in die Körperzellen fördert, wird in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse produziert. Normalerweise kann man durch Spritzen von Insulin den Blutzuckerspiegel relativ gut kontrollieren. Doch vor allem bei Typ-1-Diabetikern, bei denen das eigene Immunsystem die Inselzellen zerstört, können Insulinspritzen eine gefährliche Unterzuckerung auslösen. Unbehandelt fallen die Patienten ins Koma und sterben. Für solche Kranke könnte eine Inselzelltransplantation die Rettung sein. Bei diesem Verfahren werden die Inselzellen aus der Bauchspeicheldrüse eines verstorbenen Organspenders extrahiert und mehreren Empfängern injiziert. Die Zellen siedeln sich in der Leber an, wo sie mit der Hormonproduktion beginnen. Dass dies prinzipiell funktioniert, wurde bereits 1972 bei Ratten gezeigt. Doch bei Diabetes-Patienten versagte die Methode bislang stets, weil ihr Immunsystem die fremden Zellen schnell eliminiert. Erst 1999 gelangen Forschern aus Gießen und Edmonton/Kanada reproduzierbare Erfolge. Sie brauchten aber dafür extrem viele Inselzellen – von zwei bis drei Spenderorganen, die ohnehin knapp sind. Das machte sie für die Praxis unbrauchbar, sollte die Zelltransplantation doch Organe einsparen helfen.

In diesem Frühjahr ist es Forschern der Universität von Minnesota nun endlich gelungen, acht Patienten mit Inselzellen aus jeweils einem einzelnen Spenderorgan zu heilen. Sie kamen mit weniger Zellen aus, weil sie zu einem Trick griffen: Sie legten die Kampfzellen des Immunsystems, die T-Zellen, mit neuartigen Antikörpern lahm.

Ärzte aus Edmonton und Kyoto glückte fast zeitgleich die erste erfolgreiche Lebendtransplantation von Inselzelllen. Sie übertrugen einer 27 Jahre alten Diabetikerin Zellen ihrer lebenden Mutter. Der 56 Jahre alten Frau hatte das Team vorher einen Teil der Bauchspeicheldrüse entnommen. Die daraus gewonnenen Zellen sorgten bei der Tochter wieder für eine ausreichende Insulinproduktion. Auch diese Zellen wurden von künstlich zugeführten Antikörpern vor der Vernichtung durch das Immunsystem geschützt. James Shapiro, Inselzell-Pionier aus Edmonton, vermutet, dass die Zellen aus einem lebenden Organismus wesentlich besser arbeiten als die eines verstorbenen Organspenders. Er hält dies für den Durchbruch der Zelltransplantation: „Die Lebendspende wird wesentlich mehr verzweifelten Patienten mit Typ-1-Diabetes eine erfolgreiche Inselzelltransplantation ermöglichen.“ Dr. Ulrich Fricke

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COMMUNITY Internet

Deutschsprachige Informationen unter dem Stichwort „ Inselzelltransplantation“:

www.diabetes-world.net

Lesen

Hans Lauber

Fit wie ein Diabetiker

Kirchheim 2004 € 14,50

Kontakt

Prof. James Shapiro,

University of Alberta in Edmonton/Kanada:

www.med.ualberta.ca/islet

Deutscher Diabetiker Bund Goethestr. 27 34119 Kassel Tel.: 0561 | 703 477 0

www.diabetikerbund.de

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