Viele Menschen könnten einen Herzinfarkt überleben, wenn sie bei den ersten Symptomen wie Stechen in der Brust oder Schmerzen im linken Arm sofort die Telefonnummer 112 anrufen würden. Aber viel zu wenige alarmieren gleich den Notarzt. Warum das so ist, fragten wir Hans-Jürgen Becker, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Herzstiftung e.V..
Wie viele Menschen rufen den Notarzt, wenn der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht?
Eine Umfrage unter Notärzten hat ergeben: Nur 47 Prozent sind innerhalb von zwei Stunden in der Klinik, 53 Prozent kommen erst nach zwei Stunden. Dann zieht der Infarkt bereits bleibende Schäden nach sich.
Warum reagieren die Menschen so spät?
In der Regel wird die Situation unterschätzt. Bevor man es auf einen Fehlalarm ankommen lässt, verzichten die Betroffenen lieber auf den Notruf. In der Nacht oder am Wochenende verzichten manche sogar ganz auf den Notruf, weil sie befürchten, mit einem Fehlalarm das Rettungspersonal unnötig zu stören. Auch wegen solch falscher Rücksichtnahme erliegen jedes Jahr in Deutschland 180 000 Menschen einem Herzinfarkt.
Was kann man dagegen tun?
Um die Angst vor einem Fehlalarm zu nehmen, hat die Deutsche Herzstiftung damit begonnen, so genannte Brustschmerz- ambulanzen einzurichten, die auch unter der 112 zu erreichen sind – etwa in Frankfurt, Bielefeld und Ludwigshafen. Dort werden Patienten sofort nach dem Eintreffen auf einen vorliegenden Herzinfarkt untersucht. Ist dieser auszuschließen, werden andere mögliche Ursachen wie Herzbeutelentzündung, Rippenfellentzündung oder Einrisse der Hauptschlagader überprüft.