Die irdische Uratmosphäre könnte aus bis zu 40 Prozent Wasserstoff bestanden haben, was die Entstehung der chemischen Bausteine des Lebens begünstigt hätte. Das ergaben Modellrechnungen von Feng Tian, Owen Toon und Alexander Pavlov von der University of Colorado in Boulder und Hans De Sterk von der kanadischen University of Waterloo. Bislang gingen Klimaforscher davon aus, dass der aus den Vulkanen der jungen Erde freigesetzte Wasserstoff rasch ins All entwichen war. Die neuen Rechnungen sprechen jedoch dafür, dass sich der Verlust mit dem Nachschub die Waage hielt und der Wasserstoffgehalt über hundert Mal größer war als bislang angenommen. Der Grund: Die Temperatur der irdischen Hochatmosphäre vor vier Milliarden Jahren war nur halb so hoch wie bisher gedacht, was das Abwandern des leichten Gases drastisch reduzierte.
„Unsere Studie zeigt, dass das Uratmosphären-Modell einer kohlendioxidreichen, wasserstoffarmen Urerde, vergleichbar mit Mars und Venus, von dem Wissenschaftler die letzten 25 Jahre ausgingen, nicht richtig ist“, sagt Toon. Demnach könnten Biomoleküle wie Aminosäuren und Nukleinsäure-Basen relativ einfach durch elektrische Entladungen und photochemische Reaktionen entstanden sein. Wie lang sich die wasserstoffreiche Uratmosphäre gehalten haben könnte, ist unbekannt.