Hand und HirnLegen Sie gerne die Hände in den Schoß oder haben Sie lieber die Hand am Drücker? Haben Sie jemanden an der Hand, sind Sie in festen Händen, oder schlagen Sie angesichts dieser Vorstellung die Hände über dem Kopf zusammen? Legen Sie gerne Hand an, haben Sie gerne Ihre Hände mit im Spiel, rühren aber für andere keine Hand? Diese illustre Reihe kann beliebig fortgesetzt werden. Solche Redewendungen füllen mehr als zehn Seiten im Wörterbuch der deutschen Idiomatik. Will heißen: Die menschliche Hand spielt im Sprachgebrauch eine beherrschende Rolle – nicht zuletzt, weil viele dieser Redewendungen auf eine bestimmte Geisteshaltung anspielen. Offensichtlich sind Hände weit mehr als nur geschickt einsetzbare Glieder. Die Titelgeschichte dieser Ausgabe vertieft diesen Gedanken und zeigt, dass das menschliche Gehirn im Lauf der Evolution erst deshalb Leistungskraft erlangte, weil es durch den Gebrauch der Hände stimuliert wurde. Der frühere bild der wissenschaft-Onlineredakteur Andreas Wawrzinek hat aktuelle Forschungsergebnisse zusammengetragen und zu einem spannenden Einstieg in unsere Titelgeschichte verarbeitet. Die mehrteiligen Titelgeschichten in bild der wissenschaft zeichnen sich häufig dadurch aus, dass sich die Berichte dem Sujet von unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen aus nähern. Ein Paradebeispiel einer solchen Konzeption liegt vor Ihnen. Im zweiten Beitrag beschäftigt sich Dr. Karin Hollricher damit, wie es zur Ausprägung von gerade fünf Fingern an jeder Hand kommt. Werden die fünf Finger zur Faust geballt, verschafft man sich Respekt, zumindest aber Aufmerksamkeit. Was das sozialpsychologisch bedeutet, erläutert Kathryn Kortmann im dritten Teil. bdw-Technikredakteur Ralf Butscher berichtet schließlich über Roboterhände, die demnächst sogar über einen Tastsinn verfügen sollen. Mit dieser Ausgabe halten Sie also etwas in Händen, das Ihnen stets zur Hand sein sollte, wenn Ihnen jemand die Trümpfe aus der (na, Sie wissen schon) nehmen möchte.
Wolfgang Hess