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Der sechste Sinn

Allgemein

Der sechste Sinn
Hat der Mensch einen „Sinn“ für unbewußte Wahr- nehmungen? Der Biologe Lyall Watson hat zusammengetragen, was die Wissenschaft über das ominöse Jacobsonsche Organ weiß.

Nicht nur Schlangen tragen die seltsamen „Tüpfel“ im Gaumen – auch der Mensch hat sie zu beiden Seiten der Nasenscheidewand. Das Jacobsonsche (oder Vomeronasale) Organ ist immer wieder Anlaß für wilde Spekulationen über seine Funktion, etwa, daß es sich um den „sechsten Sinn“ handeln könnte, der für „übernatürliche“ (also bislang unerklärliche) Wahrnehmungsfähigkeiten des Menschen verantwortlich ist.

Der Biologe Lyall Watson hat zusammengetragen, was die Wissenschaft heute über das ominöse Organ und seine Funktion weiß. Er betrachtet es zusammen mit einem anderen Aschenbrödel unter den Sinnen, dem Geruchssinn. Beide Sinne erfassen bestimmte Moleküle in der Luft, wandeln sie in elektrische Signale um und übermitteln sie dem Gehirn. Während die Riechsinneszellen der Nasenschleimhaut für die „gewöhnlichen“ Gerüche zuständig sind, ist das Jacobsonsche Organ nach neuen Forschungsergebnissen nur für Moleküle empfänglich, die keinen erkennbaren Geruch haben. Es kommuniziert auch nicht mit der Großhirnrinde, sondern mit urzeitlicheren Hirnregionen, die das Paarungsverhalten und andere archaische Verhaltensweisen und Gefühlsregungen beeinflussen. Beide Systeme sind zentral miteinander verbunden, was eine Sensibilität verspricht, die keines von beiden alleine hervorbringen könnte. Auf diese Weise – davon sind manche Forscher überzeugt – kann das Jacobsonsche Organ Eindrücke vermitteln, von denen man bislang glaubte, daß sie außerhalb dessen liegen, was Menschen empfinden können. Das Organ wäre damit eine Art chemische Verrechnungsstelle für unterschwellige Wahrnehmungen, die die Menschen mit Äußerungen wie „wohliger Schauder“, „unwiderstehliche Anziehungskraft“, „schlechte Schwingungen“ oder „die Chemie stimmt nicht“ in Worte zu fassen versuchen.

Wenn auch so manche Zuschreibung noch ihrer naturwissenschaftlichen Beweisführung harrt – Lyall Watson ist vom Jacobsonschen Organ und seiner überragenden Bedeutung fasziniert. Er vermittelt dies anhand zahlreicher Beispiele für unbewußtes Riechen im Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen. Die Betrachtung des „sechsten Sinns“ kombiniert er mit einer ausführlichen Betrachtung der Stammesgeschichte und – naturwissenschaftlich gesicherteren – physiologischen Bedeutung des bewußten Riechens.

Claudia Eberhard-Metzger ist studierte Biologin und arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin.

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Lyall WatsonDER DUFT DER VERFÜHRUNGDas unbewußte Riechen und die Macht der LockstoffeS. FischerFrankfurt/Main 2001283 S., DM 38,–ISBN 3-10-089406-5

Claudia Eberhard-Metzger

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