bdw: Herr Chalmers, wie würden Sie Bewußtsein definieren? Chalmers: Bewußtsein ist das Gefühl, wie es ist, ein intelligentes Wesen zu sein. Ein geistiger Zustand besitzt nicht nur einen Informationsgehalt. Er fühlt sich auch auf bestimmte Weise an. Damit ist der Zustand bewußt. Das führt zu der grundlegenden Frage: Warum gibt es Bewußtsein? Warum sind wir nicht einfach Automaten, die gefühllos handeln? bdw: Das ist eher eine Beschreibung als eine Definition.
Chalmers: Ich halte es für falsch zu versuchen, fundamentale Konzepte wie Bewußtsein zu definieren. Wie wollen Sie Materie oder Raum definieren? Sie werden kaum eine Definition finden, die ohne die Begriffe Materie oder Raum selbst auskommt. Es bleibt Ihnen nur die Beschreibung des Phänomens.
bdw: In der Diskussion über Bewußtsein vertreten Sie die Position des „harten“ Problems. Was bedeutet es?
Chalmers: Zu den leichten Problemen der Bewußtseinsforschung zähle ich die Fragen: Wie unterscheidet das Gehirn Information, die es aus der Umgebung erhält? Wie wird diese Information verarbeitet und so integriert, daß das Gehirn Verhalten steuern kann? Natürlich haben solche Fragen mit Bewußtsein zu tun, und die Neurobiologen konzentrieren sich nicht ohne Grund auf solche Vorgänge. Doch was ich als hartes Problem bezeichne, läßt sich damit nicht erklären: Warum gehen diese Bewußtseinsfunktionen mit einem subjektiven Innenleben einher? Warum funktioniert das Gehirn nicht auch ohne diese Empfindungen und Gefühle?
bdw: Das harte Problem hat zu Diskussionen geführt. Der Philosoph Prof. Daniel Dennett aus Boston…
Chalmers: …leugnet einfach das harte Problem. Wenn man sagen könnte, wie das Gehirn Informationen unterscheidet, verarbeitet und integriert, dann bliebe nichts mehr übrig zu erklären. Fragt man ihn, wie daraus Bewußtsein entstehen kann, dann antwortet er: Wovon reden Sie? Es ist nichts weiter da.
Heinz Horeis / David Chalmers