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FRÜH ZUM SPEZIALISTEN

Gesundheit|Medizin

FRÜH ZUM SPEZIALISTEN

Dank neuer Wirkstoffe und Behandlungskonzepte lässt sich entzündliches Gelenkrheuma – medizinisch: rheumatoide Arthritis – gut behandeln und oft sogar heilen. „Man weiß heute, dass die Therapie im frühen Krankheitsstadium am besten greift und Medikamente gerade gegen aggressive und fortschreitende Verlaufsformen gute Chancen haben“, sagt Prof. Markus Gaubitz, Sprecher einer Expertengruppe der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. „Voraussetzung ist, dass die Krankheit früh genug erkannt wird.“ Und genau daran hapert es hierzulande. Im Schnitt vergehen 13 Monate, ehe ein Rheumapatient erstmals bei einem auf diese Krankheit spezialisierten Arzt erscheint.

Die rheumatoide Arthritis ist eine von fast 200 verschiedenen Erkrankungen, die unter dem groben Oberbegriff Rheuma zusammengefasst werden. Es handelt sich um eine schmerzhafte Entzündung der Gelenke, die vermutlich auf eine Autoimmunerkrankung zurückgeht: Eigene Immunzellen wandern in die Gelenke ein und zerstören langsam die Gelenkhäute sowie die glatte Knorpelschicht, die normalerweise dafür sorgt, dass die Knochen bei Bewegungen reibungs- und schmerzfrei aneinander vorbeigleiten. In Deutschland leiden etwa 800 000 Menschen an dieser chronischen Gelenkentzündung. Zwei Drittel davon sind Frauen.

Ein Grund für den schleppenden Therapiebeginn ist, dass viele Betroffene die ersten Symptome wie steife und geschwollene Finger- oder Handgelenke (vor allem in den Morgenstunden) nicht ernst nehmen. Aber selbst wenn ein Patient gleich zum Hausarzt geht, nützt ihm das oft nicht viel. Denn zweifelsfrei kann die Krankheit nur ein Rheumatologe diagnostizieren, der dann auch die richtigen Medikamente auswählt. Doch diese Fachärzte sind in Deutschland eine echte Rarität. Für eine flächendeckende Versorgung wären etwa 1300 dieser Spezialisten nötig – gerade einmal halb so viele stehen den Hausärzten als Kooperationspartner zur Verfügung. Vor allem in den neuen Bundesländern haben in den letzten Jahren viele Rheumatologen wegen der kargen Vergütungen ihre Facharztpraxis aufgegeben. Immerhin bieten viele Spezialisten – angespornt durch eine Initiative der Arbeitsgruppe um Markus Gaubitz – mittlerweile Frühdiagnose-Sprechstunden an, also spezielle Sprechzeiten, die für Patienten im Frühstadium reserviert sind. Ziel ist es, spätestens nach drei Monaten die richtige Behandlung einzuleiten. Die Hauptbetreuung leistet zunächst weiter der Hausarzt, der eng mit dem Rheumatologen zusammenarbeitet.

Wie stark sich die Rheuma-Therapie in den letzten Jahren verbessert hat, zeigen aktuelle Daten des Deutschen Rheumaforschungszentrums in Berlin. Danach waren Rheumakranke im Jahr 2001 noch durchschnittlich 80 Tage pro Jahr arbeitsunfähig. Bis heute konnte die Zahl der Fehltage auf die Hälfte gedrückt werden. Der Anteil Arthritis-Kranker an allen Arbeitsunfähigen sank von 28 auf 15 Prozent. Diesen Erfolg führen die Experten nicht zuletzt auf moderne Medikamente zurück. Die biotechnisch gewonnenen TNF-alpha-Blocker hemmen die Entzündung im Gelenk und können so – frühzeitig genug eingesetzt – den Knorpelabbau stoppen.

Dr. Ulrich Fricke

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Daniele Loisl, Rudolf Puchner: DIAGNOSE RHEUMA Lebensqualität mit einer entzündlichen Gelenkerkrankung Springer, Wien 2008, € 19,95

INTERNET

Datenbank mit Rheumatologen, die eine Frühdiagnose- Sprechstunde anbieten: dgrh.de/praxiswegweiser.html Website des Deutschen Rheumaforschungszentrums in Berlin: www.drfz.de

KONTAKT

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, Luisenstrasse 41, 10117 Berlin, Tel. 030/240 484 70, Fax 030/240 484 79, www.dgrh.de

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