In Japan ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Vorgesetzte ihre Mitarbeiter nach der Arbeit noch in eine Bar einladen. Eine Ablehnung gilt als Beleidigung, und so fließen dann bei Karaoke-Klängen Schnaps und Bier in Strömen – mit teilweise verheerenden Auswirkungen für die sangesfreudigen Zecher. Viele Japaner sind nämlich anfälliger für eine Alkoholvergiftung als Europäer oder Amerikaner. Der Grund: Ihnen fehlt ein spezielles Enzym, das Acetaldehyd, ein giftiges Abbauprodukt von Alkohol, neutralisiert. Japanische Forscher um Yosuke Tsukasa haben jetzt ein einfaches Verfahren entwickelt, die Trinkfestigkeit ihrer Landsleute zu testen. Dabei handelt es sich um eine Art Pflaster, das auf die Haut geklebt wird und das auf Spuren des Enzyms im Körperschweiß reagiert. Verfärbt sich das Pflaster sofort rot, fehlt das Enzym, und der Betroffene sollte abstinent bleiben. Tritt die Verfärbung erst nach fünf Minuten ein, darf er moderat trinken. Ändert sich gar nichts, ist „normaler” Alkoholgenuss möglich. Tsukasa: „Ich hoffe, dass die Verfärbung des Pflasters Vorgesetzten künftig deutlich zeigt, welche Mitarbeiter lieber auf den abendlichen Drink verzichten sollten.”
Hans Groth