„Kein halbwegs vernünftiger Mensch interessiert sich für Fliegen“, sagt Fredrik Sjöberg. Und schreibt gleich ein ganzes Buch über sie – genau genommen über Schwebfliegen, von denen manche nicht einmal aussehen wie Fliegen. Einige ähneln Wespen, andere Honigbienen, Schmarotzerwespen, Bremsen oder pelzigen Hummeln.
Für die Fliegen hat Sjöberg seinen Beruf als Requisiteur am Königlich Dramatischen Theater in Stockholm aufgegeben und ist auf eine kleine schwedische Insel gezogen. Was er dort tut? Nun, er steht in der Sommersonne unter Salweiden – die Winter zählen im Leben des Fliegensammlers nicht – und wartet geduldig auf Fliegen. Doch anders, als man meinen könnte: Dieses Buch zu lesen erfordert keine Geduld. Vergnügliche Anekdoten aus dem Leben auf einem 15 Quadratkilometer großen Eiland, auf dem für Entomologen immer Sonntag ist, stehen neben Erinnerungen an das abenteuerliche Leben des René Malaise. Als einer der „wirklich großen Heroen“ der Entomologie, wie Sjöberg schreibt, erfand er 1934 die Malaise- Fliegenfalle. Als Sjöberg die „Mega Malaise“ (sechs Meter breit, drei Meter hoch, doppelte Fangkammern) direkt aus den USA importierte, versetzte das Monster den schwedischen Zoll in Alarmbereitschaft. „Vielleicht hätte ich sagen sollen, es handele sich um ein Partyzelt“, schmunzelt Sjöberg.
In seinem Buch ist viel Platz für verschmitzte Beobachtungen, so humorvoll und geistreich, dass Schwebfliegen-Laien beschwingt von Kapitel zu Kapitel gleiten. Sjöberg macht neugierig – weniger auf Schwebfliegen als auf die Leidenschaft des Sammelns, das „ Glück der Versenkung“. Nadine Eckert
Fredrik Sjöberg DIE FLIEGENFALLE Eichborn, Frankfurt/Main 2008 239 S., € 17,95 ISBN 978–3–8218–5816–6