Wenn eine Henne ein Ei gelegt hat, gackert sie manchmal laut. Warum sie das tut, ist bislang kaum wissenschaftlich untersucht worden. Die Biologen waren der – unbewiesenen – Meinung, dass die Hühner dadurch den Hahn auf sich aufmerksam machen wollen, um ihm kundzutun, dass sie jetzt wieder befruchtungsfähig sind.
Als Forscher der Oxford University um Tommaso Pizzari der Sache auf den Grund gingen, erlebten sie eine Überraschung: Höchstens ein Drittel der Hennen gackerte überhaupt, wenn das Ei im Nest lag. Und nur bei 15 Prozent aller beobachteten Eiablagen folgte anschließend das typische „Ei-Gegacker”. Die meisten Hühner gackerten also gar nicht nach der Eiablage. Und: Diejenigen Hühner, die es taten, kopulierten danach sogar meist seltener mit dem Hahn. Daraus folgerten die Forscher, dass sich die Hühner mit ihrem Gegacker wohl gegen sexuelle Annäherungsversuche des Hahns schützen wollen. Die Hühner könnten auf diese Weise vermeiden, vermuten die Forscher, dass der Hahn sie bedrängt – und dabei nicht nur Stress aussetzt, sondern womöglich auch noch das Gelege zerstört.
Im Allgemeinen dienen im Tierreich die Lockrufe von Weibchen dazu, Partner mit den besten Genen anzulocken, also die stärksten und gesündesten Männchen. Die sexuelle Selektion – die Auswahl der Männchen durch die Weibchen – ist eine der treibenden Kräfte der Evolution und wurde bereits von Charles Darwin beschrieben.