Die archaischen Ahnen des heutigen Menschen hatten sich vor 130 000 Jahren mit Booten weit aufs Meer hinausgewagt. Das schließen Archäologen aus Steinzeit-Funden bei Plakias an der Südwestküste Kretas. Mehr als 2000 Steinobjekte grub das Team um Thomas F. Strasser vom Providence College im US-Bundesstaat Rhode Island und Eleni Panagopoulou vom Griechischen Ministerium für Kultur dort aus. Darunter befinden sich Hammersteine und Faustkeile, die nach Angaben der Forscher mindestens 130 000 Jahre, vielleicht sogar 700 000 Jahre, alt sind. Sie gehören ihrer Form nach zur Acheuléen-Werkzeugkultur, die vor allem mit Homo erectus, aber auch mit Homo heidelbergensis in Verbindung gebracht wird. Da Kreta schon seit über fünf Millionen Jahren eine Insel ist, müssen die Werkzeughersteller mit Booten dorthin gelangt sein.
Dies würde laut Strasser bedeuten, dass die Besiedlung der Mittelmeerinseln über 100 000 Jahre früher begonnen hat als bisher angenommen. Die Archäologen hatten die früheste Besiedlung – etwa auf Zypern oder Sardinien – auf rund 12 000 Jahre vor heute angesetzt. Die Entdeckung der Wissenschaftler könnte zudem von den ersten Schifffahrten überhaupt zeugen – lange vor der Überfahrt des anatomisch modernen Menschen von Indonesien nach Australien vor etwa 60 000 Jahren.