Eine Gen-Mutation erhöht bei depressiven Menschen das Risiko eines Selbstmordversuchs stark. Das haben Wissenschaftler um Martin A. Kohli vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München herausgefunden. Das Team fahndete bei 394 Patienten mit verschiedenen Gemütserkrankungen, von denen 113 einen Suizidversuch unternommen hatten, nach genetischen Unterschieden. Die Forscher konzentrierten sich bei ihren Untersuchungen auf die Gene des Nervennährstoffs BDNF (Brain Derived Neurotrophic Factor) und des Tyrosinkinase-2-Rezeptorgens (NTRK2). Dieses Gen erfüllt eine wichtige Funktion bei der zielgerichteten Netzwerkbildung von Nervenzellen, und es sorgt dafür, dass die Kommunikation dieser Zellen untereinander reibungslos funktioniert. Kohli fand im NTRK2-Gen drei Varianten, die anscheinend mit einem erhöhten Suizidrisiko zusammenhängen. Kamen alle drei Varianten vor, stieg das Risiko um das 4,5-Fache.
Die Wissenschaftler betonen, dass ihre Ergebnisse das Studium der molekularen Ursachen von Selbsttötungen erst ermöglichen. Bei weiteren Untersuchungen müsse man nun gezielt nach therapeutischen Angriffspunkten an dem Gen NTRK2 suchen.