Die Gletscher im Himalaya schwinden weniger rasch als befürchtet. Durch dieses Ergebnis der Studie eines internationalen Forscherteams um den Glaziologen Tobias Bolch gibt es zumindest eine Teilentwarnung für das Gebirge. Genaue Kenntnisse über das Ausmaß der Gletscherschmelze im Himalaya sind wichtig, weil Hunderte Millionen Menschen in der Region auf die Süßwasserspeicher der Gletscher angewiesen sind.
Bolch, der an der Technischen Universität Dresden und an der Universität Zürich arbeitet, hatte mit seinen Kollegen sämtliche bekannten Daten über die Gletscher im Himalaya zusammengetragen und ausgewertet. Es zeigte sich, dass die Gletscher insgesamt rund 40 800 Quadratkilometer umfassen. Das ist 20 Mal so groß wie die Eisfläche in den Alpen – aber doch 20 Prozent weniger als gedacht. Bolch nimmt an, dass diese Diskrepanz auf fehlerhaften Kartierungen beruht.
Dann ermittelten die Forscher die durchschnittliche Längen- und Flächenabnahme der Gletscher in den letzten Jahrzehnten. Sie betrug zwischen 15 und 20 Meter beziehungsweise zwischen 0,1 und 0,6 Prozent pro Jahr. „Das entspricht dem globalen Mittel“, erklärt Bolch, „und ist deutlich weniger als angenommen.“ Doch bei einer anderen Gefahr geben die Wissenschaftler keine Entwarnung: Durch die Schmelze könnten die Gletscherseen so stark anschwellen, dass sie auslaufen – mit verheerenden Folgen für die Bewohner der tiefer liegenden Gebiete.