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Klonen ist ungesund

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Klonen ist ungesund

NICHT EINMAL SIEBEN Jahre alt ist „Dolly“ geworden. Das Klonschaf aus Schottland wurde im Februar eingeschläfert, weil ein Tumor in seiner Lunge wuchs. Zwar hatte der Tod des bekanntesten Schafs der Welt nichts mit der Art seiner Zeugung zu tun: Der Tumor wurde durch ein Virus ausgelöst. Doch schon vorher war Dolly nicht gesund. Obwohl sie noch jung war, hatte sie Arthritis – ihre Gelenke waren die eines doppelt so alten Tieres. So wirft Dollys Ende einen langen Schatten über das von manchen propagierte Klonen von Menschen.

Protagonisten der Klonszene behaupten, es seien bereits Menschenklone geboren worden, und weitere würden folgen. So will die Firma Clonaid bereits fünf Klon-Babys geschaffen haben, die zwischen dem 27. Dezember 2002 und dem 4. Februar 2003 auf die Welt gekommen seien. Alle seien in exzellenter Verfassung, betonen Sprecher des Unternehmens, das Mitgliedern der kalifornischen Raelianer-Sekte gehört. Der umstrittene italienische Gynäkologe Dr. Severino Antinori gibt an, im Januar 2003 sei ein Klonbaby in China geboren worden – dies habe er von der chinesischen Ärztin Guang Zhou erfahren.

Ist also wahr geworden, was der Bremer Sozialforscher Prof. Klaus Haefner schon 1997 in bild der wissenschaft voraussagte? Haefner damals: „Es wird – und zwar vermutlich sehr bald – Babys geben, die nicht aus der genetischen Lotterie stammen, sondern gezielt von existierenden Individuen geklont wurden. Vielleicht in Deutschland, sicher aber irgendwo auf der Welt.“ Faktum ist allerdings: Von keinem der angeblich geklonten Kinder durfte bisher ein DNA-Test gemacht werden, mit dem allein sich die Art der Zeugung nachweisen ließe.

Wenn diese Kinder wirklich aus einer entkernten Eizelle und dem darin implantierten Kern einer erwachsenen Körperzelle entstanden sein sollten, sieht ihre Zukunft nicht rosig aus. Denn Klonieren scheint eine ungesunde Art der Fortpflanzung zu sein. Dieser Verdacht nährt sich aus den Lebensdaten der vielen Klontiere, die heute die Labors und Ställe bevölkern. Zwar geht es der deutschen Klonkuh Uschi gut. Aber sie ist eher die Ausnahme. Geklonte Bullen und Ziegen sind häufig kurzatmig, ihr Immunsystem und das Herz funktionieren nicht richtig. Klonmäuse sind häufig fett, und ihre Leber ist vorgeschädigt.

Prof. Rudolf Jaenisch, Experte in Sachen Mausklonierung vom Whitehead Institute in Cambridge, USA, sieht diese biologische Technik heute äußerst kritisch. Sein Team stellte fest, dass bei klonierten Maus-Embryonen die Aktivität von mehr als hundert Genen gestört ist – selbst bei Tieren, die äußerlich normal wirken. Die Unterschiede zwischen klonierten und sexuell produzierten Mäusen sind so gravierend, dass Jaenisch meint, er könne die Tiere allein anhand der Muster der Genaktivitäten voneinander unterscheiden. Offensichtlich gelingt es nicht gut genug, den zum Klonen benutzten Zellkern auf den Embryonalzustand umzuprogrammieren. Sowohl die hohe Sterblichkeitsrate der Embryonen als auch die Gesundheitsprobleme der überlebenden Klone könnten daher rühren.

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Allein dies könnte – neben den ethischen Bedenken – ein guter Grund sein, das reproduktive Klonen von Menschen zu ächten. Viele Staaten streben an, dazu eine UN-Konvention durchzusetzen. Doch in manchen Ländern hat die Idee des Klonens Hochkonjunktur – beispielsweise in China. Dort setzte sich kürzlich der 75-jährige chinesische IntellektueIle He Zuoxiu vehement für das ungeschlechtliche Vervielfältigen von Menschen ein. Das sei wichtig für die Forschung und eine Ergänzung der natürlichen Fortpflanzung.

Karin Hollricher

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