Vor über zehn Jahren veröffentlichte der amerikanische Physiker und Kosmologe Frank J. Tipler ein Buch mit dem Titel „ Die Physik der Unsterblichkeit“. Es erregte einiges Aufsehen und führte dazu, dass die Tulane University in New Orleans sein Professorengehalt einfror. Heute bekommt Tipler nur noch 40 Prozent vom Gehalt seiner Kollegen. Nun hat er ein ebenso provokantes Buch nachgereicht, in dem er den Leser mit der Endzeitvision schockiert, dass bereits in diesem Jahrhundert die „ Menschheitsgeschichte der realen Welt“ enden werde.
Vor allem zwei künftige technische Entwicklungen macht Tipler dafür verantwortlich: Einmal die Baryonenvernichtung – eine neue Energiequelle, bei der durch Teilchen-Antiteilchen-Zerstrahlung Masse vollständig in Energie umgewandelt wird. Und zum anderen die künstliche Intelligenz, die es ermöglichen wird, alles Leben im Computer nachzubilden. Der Mensch wird dann als Computerprogramm („Seelenprogramm“) unabhängig von der realen Welt Unsterblichkeit erlangen, ist Tipler überzeugt.
Derart fantastische Gedanken hat der Physiker bereits in seinem ersten Buch formuliert. Nun hat er sie weiterentwickelt und mit dem Christentum zusammengebracht. Gott ist hiernach eine kosmologische Singularität außerhalb von Zeit und Raum. Wunder verletzen keine physikalischen Gesetze, argumentiert Tipler. Der christliche Glaube sei keine bloße Religion, sondern eine experimentell überprüfbare Wissenschaft.
Tipler untermauert seine Thesen mit allem, was moderne Physik, Astrophysik und Kosmologie hergeben. Eindrucksvoll ist das Buch allemal – mit einem höheren Gehalt sollte der Professor aber nicht mehr rechnen. Heinz Horeis
Frank J. Tipler DIE PHYSIK DES CHRISTENTUMS Ein naturwissenschaftliches Experiment Piper, München 2008, 428 S., € 22,80 ISBN 3–492–04720–3