Wenn im Auto das Handy klingelt, schalten viele die Freisprechanlage an – und wiegen sich in trügerischer Sicherheit. Denn eine Untersuchung belegt: Telefonieren beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit genauso wie etwas mehr Alkohol im Blut, als die Promillegrenze erlaubt. Christopher Chabris und Daniel Simons beschreiben Studien wie diese, um zu zeigen: Wir bemerken, wissen und können weit weniger, als wir meinen. Der Buchtitel beruht auf einem berühmten Experiment der beiden Psychologen an der Harvard University: Während die Teilnehmer ein Basketballspiel verfolgten und die Pässe eines Teams zählten, lief eine Studentin im Gorillakostüm mitten übers Spielfeld. Doch etwa die Hälfte der Betrachter bemerkte sie nicht. Das Spiel hatte ihre Aufmerksamkeit völlig gefangen genommen.
Chabris und Simons schildern eindrucksvoll, wie sich das Gehirn täuschen lässt. So erkennen beispielsweise die meisten Menschen einen Stargeiger nicht, wenn er in der U-Bahn spielt. Und wir alle erliegen leicht dem Irrglauben, uns auszukennen: Wissen Sie etwa, wie ein Reißverschluss funktioniert? Dann erklären Sie das mal Schritt für Schritt einem neugierig fragenden Kind, fordern die Autoren.
Ein wenig erinnert die Ansammlung der vielen Experimente und Anekdoten an eine Patchwork-Decke – das bunte Muster bietet nicht nur Stoff für Partygespräche, sondern schult auch die Skepsis gegenüber schnellen Meinungen und flüchtigem Hinsehen. Hanna Drimalla
Christopher Chabris und Daniel Simons DER UNSICHTBARE GORILLA Piper, München 2011, 396 S., € 19,95 ISBN 978–3–492–05351–8 E-Book für € 15,99 ISBN 978–3–492–95295–8