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„Soziobiologie“ von Franz M. Wuketits

Allgemein

„Soziobiologie” von Franz M. Wuketits
Die Soziobiologie gerät immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik, das sie angeblich den Egoismus propagiert. Um solche Mißverständnisse zu beseitigen, stellt der Wiener Wissenschaftstheoretiker und Philosoph Franz M. Wuketits die Theorien und Methoden vor.

Die Soziobiologie, die Wissenschaft von den biologischen Grundlagen sozialen Verhaltens, wird in der Öffentlichkeit immer wieder angefochten – und mißverstanden. Franz M. Wuketits empfiehlt dagegen Vorsicht bei der Übertragung von Verhaltenskonzepten, die für Tiergruppen gelten, auf menschliche Gruppen. Er macht klar, daß Handlungsweisen, die sich in der Evolution bewährt haben, keineswegs zwingend für den modernen Menschen sind. Deshalb implizieren soziobiologische Theorien auch keine (sozial-)politischen Aussagen.

Wuketits beschreibt die komplexen Zusammenhänge in, wie er betont, einfachen Worten. Ausgehend vom grundlegenden Konzept der Konkurrenz behandelt er die Themenkreise Kooperation, Egoismus und Altruismus in Tier- und Menschensozietäten. Viel Raum gibt er der Kooperation – als “Alternativstrategie zum natürlichen Wettbewerb”. Allerdings: Kooperation tritt nach Überzeugung der meisten Forscher nicht trotz einer Konkurrenzsituation auf, sondern gerade wegen ihr. Wuketits’ Gegenüberstellung von Konkurrenz und Kooperation zeichnet deshalb ein schiefes Bild.

Ein großer Teil des Buches ist dem Problem der Selektion gewidmet. Erläutert wird zunächst die alte Idee der Gruppenselektion. Auch Richard Dawkins’ Konzept der “egoistischen Gene” wird ausführlich diskutiert: Danach setzt sich Verhalten in der Evolution nur dann durch, wenn es der Verbreitung der Gene des einzelnen oder seiner nächsten Verwandten nutzt, nicht aber allein aufgrund des Vorteils, den die Gruppe oder Art davon hat.

Bei der Beschreibung scheinbar selbstlosen tierischen Verhaltens klingt Wuketits’ Glaube an die “gute und gerechte” Natur durch – obwohl er in den jeweiligen Abschnitten dagegen argumentiert. Das verwirrt beim Lesen. In den letzten Kapiteln behandelt er den Menschen als biologischen Sonderfall: Ausgehend von dem ursprünglich in Kleingruppen lebenden Homo sapiens macht er klar, daß der moderne Großstadtmensch vor große Probleme gestellt ist: Anonymität und fehlende soziale Kontrolle führen zu steigender Kriminalität.

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Unsere biologischen Vorgaben erklären auch das Entstehen von Kultur und Moral. Kultur ist demnach – abhängig von unserer Evolution – aus unseren biologischen Möglichkeiten und Verhaltenstendenzen gewachsen.

Das Buch bietet eine Fülle von Theorien und Standpunkten, die sicher-lich zum Nach- und Überdenken anregen. Nicht immer geht der Autor mit der heutigen Lehrmeinung konform. Oft leiden Klarheit und Richtigkeit der wissenschaftlichen Aussagen an der einfachen und populären Darstellung, und Ideologie ersetzt teilweise fachlich korrekte Beschreibung. Dennoch ist das Buch zu empfehlen für alle, die einen leicht verständlichen Einstieg in das Thema suchen und die sich mit der Bedeutung der Soziobiologie für unsere Gesellschaft und ihren Erklärungen für unser Verhalten beschäftigen möchten.

Franz M. Wuketits SOZIOBIOLOGIE Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1997 224 S., DM 58,-

Astrid Jütte

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