Ein kleines, aber feines Buch – kleinformatig, 220 Seiten mit gut lesbarem Schriftbild, dazu ein eleganter Umschlagentwurf. Schon das Äußere überzeugt. Und das Innere auch: Frank Close, Physikprofessor in Oxford, berichtet gut verständlich wohl über alles, was Forscher derzeit über Antimaterie wissen.
Materie und Antimaterie entstanden wahrscheinlich während des Urknalls zu gleichen Teilen. Warum es heute so wenig davon gibt, ist das größte Geheimnis dieses seltsamen Stoffes. Entdeckt hat ihn, theoretisch, der britische Physiker Paul Dirac vor über 80 Jahren. Damals postulierte er die Existenz eines Antiteilchens des Elektrons: des Positrons. Ein paar Jahre später konnten Physiker dieses neue Teilchen in der kosmischen Strahlung zweifelsfrei nachweisen. Inzwischen sind die Spiegelelektronen alltagstauglich: Ärzte nutzen sie zur medizinischen Diagnostik in der PET (Positronen-Emissions-Tomographie).
Seit den 1950er-Jahren haben Physiker dank immer leistungsstärkerer Teilchenbeschleuniger weitere Antiteilchen entdeckt – vom Antiproton bis zum Antiquark. Close beschreibt die Geschichte dieser Entdeckungen, die auch eine Geschichte der Teilchenphysik ist. Er erklärt, wie man Antiteilchen nachweist, sie erzeugt und speichert und welche Methoden und Geräte die Forscher dabei verwenden. Er enttarnt Antimaterie-Waffen und mit Antimaterie betriebene Raumschiffe als reine Fantasieprodukte und erläutert, warum Antimaterie als Energiequelle wohl immer ein schöner Traum bleiben wird.
All das macht er verständlich und mit leichter Feder, ohne oberflächlich zu sein. Die sehr gute Übersetzung fördert noch das Lesevergnügen. Heinz Horeis
Frank Close ANTIMATERIE Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2010, 220 S., € 19,95 ISBN 978–3–8274–2531–7