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Nieren verlieren die Nerven

Gesundheit|Medizin

Nieren verlieren die Nerven

Bei zu hohem Blutdruck könnten Ärzte den Patienten künftig kräftig auf die Nerven gehen – genauer: auf die sympathischen Nierennerven. Diese liegen in den Wänden der zu den Nieren führenden Blutgefäße und spielen eine Schlüsselrolle bei der Regulation des Blutdrucks. Das macht sie auch zu Hoffnungsträgern für eine neuartige Therapie gegen Bluthochdruck. Lars Christian Rump, Direktor der Klinik für Nephrologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, der die Therapie im Rahmen einer internationalen Studie getestet hat, erläutert das Prinzip: „Man führt in die Leistenarterie einen Katheter ein und schiebt ihn bis in die Nierenarterien. Dort angekommen, wird ein Hochfrequenzstrom durch die Spitze des Katheters geleitet. Dadurch erhitzt sie sich auf etwa 80 Grad Celsius und verödet so die in der Gefäßwand liegenden Nervenfasern.“ Zwischen 30 Minuten und einer Stunde pro Niere dauert der Eingriff, bei dem unter lokaler Betäubung 4 bis 6 Stellen für jeweils 2 Minuten behandelt werden.

Der Erfolg ist beeindruckend – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass in die Studie nur Patienten aufgenommen wurden, deren Blutdruck trotz einer Behandlung mit mindestens drei Medikamentenklassen nicht unter 160 fiel: Sechs Monate nach der Behandlung waren die Werte bei den 49 behandelten Patienten deutlich gesunken – im Schnitt von 178/96 auf 146/84 –, während sie in der Kontrollgruppe unverändert blieben. Und: Die Blutdrucksenkung scheint nicht nur dauerhaft zu sein, auch der Blutzuckerspiegel profitiert offenbar von der Nervenverödung – ein durchaus erwünschter Nebeneffekt, denn Bluthochdruck geht sehr häufig mit Übergewicht und einem beginnenden oder bereits ausgeprägten Diabetes einher.

Auch wirtschaftlich ist der Eingriff mit einem Kostenaufwand von etwa 4000 Euro für den Nierenkatheter recht attraktiv – schließlich schlägt jedes Medikament mit mindestens einem Euro pro Tag zu Buche, sodass sich die Mehrkosten bei vier bis fünf Medikamenten pro Patient nach zwei bis fünf Jahren amortisieren. Nebenwirkungen gab es ebenfalls keine nennenswerten – was laut Rump wohl der Tatsache zuzuschreiben ist, dass alle Eingriffe in ausgewählten Zentren von erfahrenen Ärzten durchgeführt wurden. Doch der Nephrologe versucht, den Ball flach zu halten: „Wir haben bisher nur in einer ganz bestimmten Patientengruppe Erfolge nachweisen können, und wir wissen nicht, ob auch weniger schwere Fälle oder solche mit Nierenerkrankungen profitieren“, gibt er zu bedenken. Dennoch, das hört man klar heraus, ist er vom künftigen Siegeszug der Therapie überzeugt.

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