Wenn medizinische Therapiestudien durch Pharmafirmen gesponsert werden, neigen die Autoren dazu, das Ergebnis im Sinne der Geldgeber zu interpretieren. Dänische Biostatistiker haben sämtliche 159 klinischen Studien unter die Lupe genommen, die zwischen 1997 und 2001 im British Medical Journal (BMJ) erschienen sind – einem der weltweit angesehensten Medizin-Fachblätter. Seit 1997 müssen dort Autoren am Ende einer Veröffentlichung ihre Verbindungen zur Industrie offen legen. In 46 Studien fand sich ein Hinweis auf eine Pharmafirma als Geldgeber – und just in diesen 46 Studien bewerteten die Autoren die untersuchten Wirkstoffe statistisch signifikant positiver als in Untersuchungen, bei denen keine finanziellen Interessen im Hintergrund standen. Die dänischen Wissenschaftler vermuten, dass sie den wahren Einfluss der Industrie auf die Interpretation von Forschungsergebnissen noch gar nicht erfassen konnten. Denn viele Forscher würden ihre Studien nicht mehr im BMJ veröffentlichen wollen, weil sie dazu ihre finanziellen Verbindungen offen legen müssten. Übrigens ist die dänische Analyse ebenfalls im BMJ erschienen – sie ist nicht industriefinanziert.
Thomas Willke