„Klimawandel – Rote Karte für die Leugner“ heißt ein Beitrag, den ich Ihnen in dieser bild der wissenschaft-Ausgabe besonders empfehlen möchte. Er stammt aus dem Computer von Stefan Rahmstorf, Professor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Eigentlich sollte ich schreiben, er stammt aus seiner Feder. Denn der Klimamodellierer schreibt gewandt, geschliffen, klug. Er schafft es wie wenige, sein Forschungsgebiet allgemein verständlich darzustellen. Mit einer formidabel geknüpften Argumentationskette wirbt der 42-Jährige, den wir übrigens im Mai-Heft 2002 porträtiert haben, um Aufmerksamkeit für den derzeitigen Klimawandel, der für ihn zweifellos vom Menschen verursacht ist. Die vor kurzem erneut ins Spiel gebrachte Hypothese, dass Sonnenfleckenaktivitäten das irdische Klima maßgeblich steuern, ist aufgrund korrigierter Zahlen nicht mehr haltbar. Der Artikel von Rahmstorf ist einer von vielen, die in bild der wissenschaft zur Klimadebatte erschienen sind. Bereits im Mai 1985 wiesen wir auf klimatische Veränderungen hin, die durch die zunehmende Emission von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen entstehen können. Dutzende Artikel folgten, die diesen Trend untermauerten. Allerdings haben wir nie versäumt, auf die Schwächen der gängigen Klimamodelle hinzuweisen. Und wir haben immer wieder Hypothesen zur Debatte gestellt, die den real existierenden Temperaturanstieg anders begründeten. Dies emotionalisierte: Wurden wir von der einen Fraktion mit Kritik überschüttet, applaudierte uns die andere – und umgekehrt. Mitunter erinnern mich die Stellungnahmen an den Glaubenskrieg, der bei uns viele Jahre lang um die Kernenergie geführt wurde. Eher harmlos wirken dabei Episoden wie diese: Als auf einer Tagung ein Experte von der Wichtigkeit des Klimaschutzes sprach, tat ein anderer dies als Humbug ab und fragte, vor wem denn das Klima geschützt werden solle. Was uns die Klimageschichte nach den Arbeiten von Stefan Rahmstorf und vielen seiner Kollegen lehrt, lesen Sie ab Seite 56.
Wolfgang Hess