Fischers Fritze
Warum sollte man bei einem kleinen, glitschigen und zappeligen Tier ein Elektroenzephalogramm (EEG) machen? „Wir messen die Hirnströme von Fischen um festzustellen, ob und wie gut die Tiere hören”, ist die Antwort des Zoologieprofessors Friedrich Ladich von der Universität Wien. Gelernt hat der im Burgenland geborene Österreicher die Technik in den USA. Für das EEG befestigt er am Fischkopf zwei Elektroden. Dann beschallt er das Tier mit Lärm oder arteigenen Lauten – Fische sind entgegen landläufiger Meinung keineswegs stumm. Ob und was der Fisch dann hört, lässt sich aus seinen Hirnströmen ablesen.
Ladich hat festgestellt, dass Fische, die in ruhigen, stehenden Gewässern leben, erstaunlich gut hören können. Andere Arten, die in sprudelnden und damit recht geräuschvollen Alpenbächen vorkommen, hören hingegen eher schlecht – was dem Wissenschaftler logisch erscheint, denn „warum sollten beispielsweise Barsche, die ihr ganzes Leben in lauten Gewässern verbringen, solchen Lärm hören müssen”?
Ladich fand außerdem heraus, dass Lärm auf Fische ähnliche Effekte hat wie auf Menschen: Krach stresst sie, wobei sie konstanten Lärm als weniger störend empfinden als an- und abschwellende laute Geräusche. Jetzt untersucht der Zoologe, inwieweit menschengemachter Lärm wie der von Schiffsmotoren oder Sonargeräten die Tiere bei ihrer Kommunikation stört und ob das Hörvermögen sich hormonell bedingt mit den Jahreszeiten verändert oder konstant bleibt.
In seiner Freizeit kümmert sich der 47-Jährige übrigens um städtische Belange: Seit 2001 ist er Bezirksrat von Wien.