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EUROPAS RÄTSELHAFTE AHNEN

Geschichte|Archäologie

EUROPAS RÄTSELHAFTE AHNEN
Wie kamen Ackerbau und Viehzucht auf diesen Kontinent? Was die Wissenschaftler bislang vermuteten, ist falsch. Und das Erbgut der Europäer steckt obendrein voller Ungereimtheiten.

„DAS WIRFT DIE landläufige Meinung über den Haufen“, stellte Alan Cooper im November 2010 fest. „Bisher war allgemein akzeptiert, dass die ersten europäischen Bauern weitgehend aus den alteingesessenen Jäger-Sammler-Populationen entstanden sind“, erläuterte der Direktor des Australian Centre for Ancient DNA an der University of Adelaide – doch das sei definitiv falsch. Für Cooper war dies das wichtigste Ergebnis einer von ihm geleiteten, international besetzten Studie, veröffentlicht im Fachblatt PLoS Biology. Objekt der Untersuchung war die Fundstätte Derenburg-Meerenstieg II im sachsen-anhaltinischen Harzvorland. Genauer: der Friedhof einer 7000 Jahre alten Siedlung der Linearbandkeramiker – der frühesten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas (siehe Kasten S. 70, „Gut zu wissen: Linearbandkeramiker“).

Die Forscher hatten in 21 Skeletten der neolithischen (jungsteinzeitlichen) Bauern verwertbare Spuren von Erbsubstanz gefunden. Sie wurden analysiert und dann mit der DNA heute lebender Menschen verglichen. Der deutsche Archäologe Wolfgang Haak in Coopers Team, Erstautor der Untersuchung, fasst das Resultat so zusammen: „Die ersten Bauern in Europa waren Einwanderer. Anhand der genetischen Signaturen haben wir ihre potenzielle Route aus dem Nahen Osten und Anatolien identifiziert – über Südosteuropa und das Karpatenbecken bis nach Mitteleuropa.“

KEIN IDEEN-IMPORT – EINE WANDERWELLE

Immigranten haben also das Know-how von Ackerbau und Viehzucht nach Europa gebracht. Es waren nicht nur Ideen gereist, vermittelt von wenigen „Missionaren“ aus dem Nahen Osten, was zuvor als Lehrmeinung galt. Jahrzehntelang hatten die „ Diffusionisten“ in der Wissenschaftsgemeinde die Nase vorn – die Anhänger der Hypothese, dass Ackerbau und Viehzucht sich von selbst wie ein Lauffeuer unter den Jägern und Sammlern der mesolithischen (mittelsteinzeitlichen) Urbevölkerung ausgebreitet hätten. Motto: Eine Idee, deren Zeit gekommen ist, setzt sich schnell durch. Doch die Diffusionisten hatten unrecht.

Damit ist ein Forschungsergebnis von 2009 – veröffentlicht im Fachblatt „Science“ – glänzend bestätigt, das bei vielen verwundertes Kopfschütteln ausgelöst hatte. Ein Forscherteam um die Paläogenetiker Barbara Bramanti und Joachim Burger hatte Erstaunliches entdeckt. Die Wissenschaftler hatten im Hochrein-DNA-Labor des Instituts für Anthropologie an der Mainzer Universität die mitochondriale Erbsubstanz (mt-DNA) aus Skelettproben von 25 bandkeramischen Bauern mit der von 20 mesolithischen Jägern und Sammlern verglichen. Die mt-DNA ist eine nur in der weiblichen Linie weitergegebene, separate Erbinformation außerhalb des Zellkerns. Viele Hundert Kopien davon befinden sich in den Mitochondrien, den Kraftwerken biologischer Zellen im Zellplasma. In den 15 000 bis 4300 Jahre alten Knochenproben fanden Bramanti und Burger genügend intakte mt-DNA, um festzustellen: Die mesolithischen Jäger-Sammler und die frühen bandkeramischen Bauern hatten genetisch rein gar nichts miteinander zu tun. Eine große Überraschung: Die beiden Bevölkerungen gehörten unterschiedlichen Haplogruppen an, zumindest in den weiblichen Vererbungslinien.

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Haplogruppen fassen jeweils mehrere charakteristische genetische Marker auf der DNA unter einem gemeinsamen Dach zusammen, abgekürzt mit Buchstaben und Zahlen. Mehr als 80 Prozent der von Bramanti und Burger untersuchten mesolithischen Jäger-Sammler gehörten zu den genetischen Untergruppen U4 und U5 – Letztere ist heutzutage noch mit rund 40 Prozent unter den Saami („Lappen“) in Nordeuropa vertreten, am Mittelmeer lediglich mit 1 bis 5 Prozent. Unter den 25 Bauern waren U4 und U5 nicht ein einziges Mal anzutreffen, dafür aber häufig N1a und H – genetische Merkmalsbündel der frühen Bandkeramiker, die wiederum in den Jäger-Sammler-Knochen überhaupt nicht vorkamen.

Darüber hinaus machte eine Computersimulation mit den DNA-Sequenzen klar: Die Bauern konnten auf keinen Fall Nachkommen der seit Jahrtausenden hier ansässigen Wildbeuter sein. Was daraus folgt, formulierte Burger schon 2009 so: „Es muss eine substanzielle Einwanderung neolithischer Bauern nach Mitteleuropa gegeben haben – mit Familien und Vieh.“ Auch die domestizierten Rinder, Schafe und Ziegen in Europa stammen von nahöstlichen Vorläufern ab, nicht von europäischen.

WAR UNGARN NUR ZWISCHENSTATION?

Die aktuelle Untersuchung von Alan Cooper und Wolfgang Haak hat dieses Ergebnis bestätigt. Die bäuerlichen Siedlungsinseln, die ab 5500 v.Chr. auf den Lössböden zwischen Niederbayern und Jülicher Börde aufblühten, wurden demnach von Zuwanderern gespeist. Barbara Bramanti, die Erstautorin der „Science“ -Veröffentlichung, vermutet angesichts von Parallelen in der materiellen Kultur: „Die Bauern der Linearbandkeramik stammen wohl aus dem heutigen Ungarn, aus der Region um den Plattensee.“ Nicht abschließend geklärt ist, ob das ihr ursprünglicher Lebensraum war oder ob sie dort nur Zwischenstation machten – vielleicht nach einer Kette von Migrationen mit dem Ausgangspunkt Naher Osten, wie Cooper und Haak vermuten.

Das Szenario einer massiven Einwanderung vor 7000 Jahren ist für den Frankfurter Archäologen Jens Lüning schwer zu glauben. Der seit 2003 emeritierte Nestor der Bandkeramik-Forschung in Deutschland hatte vor den Ergebnissen der Mainzer nie an eine große Einwanderungswelle geglaubt, ebenso wenig wie viele seiner Kollegen. Lünings wichtigstes Argument lautete: „Wir haben immer eine kulturelle Kontinuität gesehen zwischen den Feuerstein-Artefakten von Mesolithikern und Bandkeramikern, zumindest im Westen ihres Verbreitungsgebietes.“

Das heißt: Die Stichel, Schaber und Klingen, die die Ausgräber an Siedlungsplätzen der bäuerlichen Bandkeramiker fanden, glichen den Feuerstein-Erzeugnissen der alteingesessenen mesolithischen Jäger-Sammler wie ein Ei dem anderen – trotz der unterschiedlichen Wirtschaftsweisen. Der Rückschluss lag für Lüning auf der Hand: Weil es die gleichen Werkzeug-Traditionen gab, handelte es sich um die gleichen Leute – ergänzt allenfalls durch einen kleinen Schuss von Zuwanderern aus Anatolien oder dem Balkan. „Ich hielt es für denkbar, dass bis zu 75 Prozent der alten mesolithischen Bevölkerung in die späteren Bandkeramiker eingeflossen sind“, sagt Lüning.

Der Archäologe Marek Zvelebil an der University of Sheffield, der seit Langem die „Neolithisierung“ Europas untersucht, glaubt zwar den Mainzer Messungen. Indes: „Ich habe Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Schlüsse. Ich bin kein Genetiker, sondern Archäologe und interessiere mich in erster Linie für das Verhalten der damaligen Menschen“, betont Zvelebil. Was er aus seinen Grabungen herausliest, zum Beispiel am 7300 Jahre alten tschechischen Fundort Vedrovice, ist etwas anderes. „Die Menschen in Vedrovice waren Mesolithiker, die sich entschlossen haben, die Landwirtschaft anzunehmen“, sagt der Sheffielder Forscher, „das brachte Prestige!“

TRADITION UND NEUE MODE

Zvelebil geht von einem Dualismus zwischen offizieller Kultur und Alltag aus: Bei Grabbeigaben beispielsweise habe man sich neumodisch-neolithisch gegeben. Aber wenn es um Alltagsdinge ging wie Steinklingen, seien die Menschen zu den althergebrachten Formen und Methoden zurückgekehrt. „Daher sieht man diese Kontinuität zwischen der mesolithischen und der frühen bandkeramischen Kultur, nicht nur bei der Feuersteinbearbeitung.“

Burger hält an dem Fazit aus seinen genetischen Daten fest: einer großen bäuerlichen Einwanderung ins Mesolithiker-Land. Ihn überzeugt auch nicht das Argument „gleiche Werkzeuge, daher gleiche Ethnie“. „Man muss doch nicht Kinder miteinander machen, um von einer anderen Bevölkerungsgruppe Werkzeuge einzutauschen“, sagt er. Der Mainzer verweist auf mehrere von Ethnologen beschriebene Fälle von „Parallelgesellschaften“ noch im 20. Jahrhundert, wo Jäger-Sammler und Ackerbauern zwar in derselben Region lebten, aber einander bis auf gelegentlichen Tauschhandel misstrauisch mieden – mit strengem gegenseitigem Heiratsverbot.

„Man muss sich klarmachen“, sagt Burger, „dass die neolithischen Migranten vielleicht erst etwa 7000 v.Chr. aus Anatolien in Richtung Europa aufgebrochen sind.“ Die Mesolithiker hingegen waren die Nachfahren der ersten anatomisch modernen Menschen, die schon vor etwa 40 000 Jahren in Mitteleuropa aufgetaucht waren. Zwischen den beiden Populationen lagen also deutlich mehr als 30 000 Jahre einer getrennten Entwicklung. „ Nach dieser langen Zeit werden die beiden Bevölkerungen komplett anders ausgesehen haben“, vermutet Burger, „und sie hatten bestimmt auch unterschiedliche Sprachen.“

TierhaftE Waldmenschen

Den einwandernden Bauern mögen die Mesolithiker als tierhafte Waldmenschen erschienen sein. Und: Dass die Neolithiker die Wälder rodeten und dadurch das Wild vertrieben, wird ihnen bei den mesolithischen Jäger-Clans keinerlei Sympathien eingetragen haben. So viel Anderssein schafft Distanz. „In unseren Daten sehen wir, dass die Vermischung von Bauern und Jäger-Sammlern in Mitteleuropa erst etwa 1500 Jahre nach der Einwanderung der Neolithiker beginnt“, sagt Burger. In Skandinavien habe es bis zur Vermischung beider Kulturen sogar 3000 Jahre gedauert. „Das war kulturelle Apartheid“, kommentiert er, „die lebten nebeneinander her.“

Der Archäologe Ron Pinhasi am University College im irischen Cork hat eine simple Erklärung, warum so lange keine Spuren der Jäger-Sammler im Erbgut der frühen Bauern auftauchen: „Die möglichen Kontaktzonen zwischen beiden Bevölkerungen waren sehr begrenzt. Die Mesolithiker hielten sich meist an größeren Seen und an den Meeresküsten auf, weil Fisch und Muscheln in ihrer Ernährung eine große Rolle spielten. Die frühen Bauern hingegen siedelten in erster Linie auf dem Lössgürtel im Landesinneren.“ Pinhasi glaubt, die Jäger-Sammler könnten vor den zuwandernden Neolithikern immer weiter nach Norden ausgewichen sein, an die Küsten von Nord- und Ostsee – erst nach 4100 v.Chr. erreichten Ackerbau und Viehzucht auch die norddeutsche Küste. Die frühen Bauern im Binnenland hätten höchstens von Zeit zu Zeit mit einer nomadisierenden Kleingruppe von Mesolithikern Kontakt gehabt. Dass überhaupt solche Kontakte zwischen den beiden ungleichen Kulturen bestanden, lässt sich nicht nur indirekt aus den identischen Steinwerkzeugen schließen. Es gibt auch direkte Nachweise.

Besser tauschen als töten

Aus dem fruchtbaren Löss der hessischen Wetterau, zwischen Taunus und dem Vogelsberg, haben Archäologen eine ganze Reihe von bandkeramischen Siedlungsplätzen ausgegraben, beispielsweise bei Friedberg und Bad Nauheim. Dabei fand sich Feuerstein, der nur in den heutigen Niederlanden vorkommt – wohin die neolithischen Einwanderer dieser frühen Besiedlungsphase sicher noch nicht vorgedrungen waren. Ein klarer Fall also: Die Wetterauer Bauern müssen den niederländischen Feuerstein von mesolithischen Nomaden eingetauscht haben, die auf ihren saiso- nalen Wanderungen zwischen der Küste und Jagdplätzen im Inland pendelten. Tauschwirtschaft nützt beiden Seiten. Es ist vorteilhafter, vom anderen zu profitieren als ihn umzubringen. Darum sind solche Beziehungen sogar zwischen Ethnien, die einander misstrauen, manchmal über viele Generationen stabil. Irgendwann siegt dann die Zeit über die Berührungsängste, und die Populationen beginnen sich zu mischen.

Ist die mt-DNA der heutigen Europäer eigentlich aus der Vermischung der mesolithischen Jäger-Sammler und der neolithischen Bauern ableitbar? Das fragte sich die Arbeitsgruppe um Bramanti und Burger und steckte ihre genetischen Daten quasi in die Zeitmaschine. Per Computersimulation untersuchten die Mainzer Forscher, ob die genetische Konstellation zu Beginn der Neolithischen Revolution nach Ablauf von sieben Jahrtausenden in die aktuelle europäische Haplogruppen-Verteilung mündet. 484 mt-DNA-Proben von heute lebenden Europäern dienten als Kontrolle.

EIN UNBEKANNTER „FAKTOR X“

Das Ergebnis beschreibt Barbara Bramanti so: „Die Mischung aus Jäger-Sammlern und frühen Bauern allein reicht nicht aus, um zum mt-DNA-Pool der jetzigen europäischen Bevölkerung zu führen. Er enthält zwar die vorherrschenden Haplogruppen der alten DNA, aber in völlig anderer Zusammensetzung.“ Der europäische mt-DNA-Pool muss nachträglich verdünnt worden sein. Joachim Burger bringt das Problem in mathematische Form: „Die mt-DNA der heutigen Europäer besteht aus regionalen Variationen derjenigen von Jäger-Sammlern plus frühen Bauern – plus X.“

Der Mainzer Wissenschaftler sieht zwei mögliche Erklärungen für den „Faktor X“. Entweder habe es komplexe Verschiebungen im Ausgangs-Szenario gegeben – bei denen beispielsweise einige genetische Linien zulasten anderer „hochgeschossen“ wurden (siehe Kasten „Der Gründer-Effekt“). „Oder“, sagt Burger, „man muss an eine weitere umfangreiche Einwanderung in das vorgeschichtliche Europa denken, die nach dem Zuzug der neolithischen Bauern kam und bislang nicht archäologisch fassbar ist.“ Wer diese unbekannten Zuwanderer sein könnten? Die Menschen der Jamnaja-Kultur in der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends v.Chr. (siehe Beitrag „ Invasion aus der Steppe“ ab S. 60) sind hierfür die überzeugendsten Kandidaten: Hinter dem geheimnisvollen Faktor X könnten Rindernomaden aus der Schwarzmeersteppe stecken. ■

von Thorwald Ewe

DER GRÜNDER-EFFEKT

An den Rändern einer sich ausdehnenden Bevölkerung, deren Individuen unterschiedlichen genetischen Linien (zum Beispiel Haplotypen) angehören, finden sogenannte Gründer-Effekte statt – oft nur vom blinden Zufall regiert.

Dazu ein fiktives Beispiel: Von den in der Pioniersiedlung A-Burg lebenden Einwanderern tragen 90 Prozent den genetischen Marker X, 10 Prozent den Marker Y. Zehn Einwohner von A-Burg beschließen, aufzubrechen und im noch menschenleeren Neuland eine eigene Siedlung zu gründen. Von diesen zehn Abenteuerlustigen gehören zufällig sieben zur X-Gruppe, drei von ihnen tragen den Marker Y.

Fall 1: Bei der Überquerung eines reißenden Flusses ertrinken drei Träger des Markers X. Die Überlebenden gründen viele Tagesreisen entfernt die neue Siedlung B-Burg. In der Bevölkerung, die dort in den nächsten Generationen gedeiht, wird der Marker Y zu mehr als 40 Prozent vertreten sein – also deutlich häufiger als am Ausgangsort A-Burg.

Fall 2: Bei der Flussüberquerung kommen zufällig die drei Y-Träger ums Leben. Rund um B-Burg werden dann später zu 100 Prozent nur X-Träger leben.

In beiden Fällen entsteht in B-Burg eine neue Bevölkerung, die sich von der alten in A-Burg genetisch unterscheidet – obwohl sie historisch dort ihre Wurzeln hat. Solche „Gründer-Effekte“, wie die Genetiker das nennen, verschleiern historische Zusammenhänge. Und sie verführen zu falschen Annahmen über Abstammungslinien und deren geographische Zuordnung (Phylogenese).

DIE ERSTEN BAUERN EROBERN EUROPA

Die im Nahen Osten erfundene neue Wirtschaftsform ließ die Bevölkerung wachsen. Wer daheim nicht mehr ernährt werden konnte, musste auswandern. So breiteten sich Ackerbau und Viehzucht über Europa aus – auf einem kontinentalen (rot) und einem mediterranen Weg (blau). Ab etwa 5500 v.Chr. besiedelten die ersten Bauern (Ältere Linearbandkeramik) den Lössgürtel Mitteleuropas.

KOMPAKT

· Die ersten Bauern Mitteleuropas, ab 5500 v.Chr., waren zumindest großenteils Einwanderer aus dem Südosten.

· Sie unterschieden sich genetisch stark von der einheimischen Jäger-Sammler-Bevölkerung.

· Um den Gen-Pool heutiger Europäer zu erklären, fehlt eine bislang unbekannte Komponente „X“.

MEHR ZUM THEMA

LESEN

Beitrag „Invasion aus der Steppe“:

Sehr informativer Ausstellungskatalog: Mamoun Fansa, Stefan Burmeister (Hrsg.) RAD UND WAGEN Der Ursprung einer Innovation Philipp von Zabern Mainz 2004, € 34,– zu beziehen über das Landesmuseum für Natur und Mensch, Damm 38–44, 26135 Oldenburg

Wissenschaftlicher Tagungsband – die Archäologie Eurasiens von der Steinzeit bis zur Eisenzeit: Katie Boyle, Marsha Levine, Colin Renfrew (Hrsg.) ANCIENT INTERACTIONS: EAST AND WEST IN EURASIA McDonald Institute Monographs Cambridge 2002, $ 80,–

Beitrag „Europas rätselhafte Ahnen“:

Die ersten Bauern in Europa stammten nicht von einheimischen Jäger-Sammler-Gruppen ab: Barbara Bramanti, Joachim Burger et al. GENETIC DISCONTINUITY BETWEEN LOCAL HUNTER-GATHERERS AND CENTRAL EUROPE’S FIRST FARMERS In: Science, Vol. 326 (2009), S. 137–1 40

Nahöstlicher Ursprung der ersten Bauern: Wolfgang Haak, Alan Cooper et al. ANCIENT DNA FROM EUROPEAN EARLY NEOLITHIC FARMERS REVEALS THEIR NEAR EASTERN AFFINITIES In: PLoS Biology, Vol. 8(11): e1000536

GUT ZU WISSEN: LINEARBANDKERAMIKER

Sie verzierten ihre Gefäße aus gebranntem Ton mit Bändern aus parallelen Linien oder Punkten, wonach die Archäologen ihre Kultur tauften. Die Linearbandkeramik setzte im heutigen Süddeutschland etwa um 5500 v.Chr. ein und endete abrupt – laut Fundlage in gewaltsamen Auseinandersetzungen – kurz nach 5000 v.Chr. Man wohnte überraschend komfortabel zu jener Zeit: Schätzungsweise sechs bis acht Menschen teilten sich ein hallenartiges Langhaus mit im Schnitt 20 mal 7 Meter Grundfläche. Ein bis zwölf dieser Holzhäuser mit Wänden aus lehmverputztem Rutenflechtwerk gab es zu Beginn der bandkeramischen Ära an einem Siedlungsplatz.

In der Nähe hatten die Menschen großflächig den Wald gerodet und Platz für Äcker geschaffen, wobei sie Regionen mit fruchtbarem Lössboden klar bevorzugten. Sie bauten Emmer und Einkorn an, die Urformen des Weizens, und auch Hülsenfrüchte. Sie züchteten Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Fasern aus Leinpflanze, Nessel und Baumbast verwoben sie zu Textilien. Anhaltspunkte, wie die Siedler aussahen, geben Tonfigürchen: Sie zeigen Frauen mit Lockenfrisuren und zu Haarkränzen gedrehten Zöpfen, während die Männer flache, dreieckige Kappen tragen – ein Mittelding zwischen Dreispitz und Baskenmütze.

Die Bandkeramiker waren die ersten Träger der „Neolithischen Revolution“ hierzulande. Mit ihnen vollzog sich der Wechsel zur produzierenden Wirtschaftsweise des Neolithikums (Jungsteinzeit), die 9000 v.Chr. im nahöstlichen „fruchtbaren Halbmond“ begonnen hatte und sich dann auch nach Europa ausbreitete.

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