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Unsere heiße Nachbarin schlägt eine Welle

Astronomie|Physik

Unsere heiße Nachbarin schlägt eine Welle
17-01-16 Venus.jpg
Eine bogenförmige Struktur zeichnet sich ab. Credit: Planet-C
Nackt zeigt sie sich nie: Den Blick auf die Oberfläche der Venus verhüllen stets dichte Wolken aus Schwefelsäure. In diesem „Pelz“ haben japanische Astronomen nun eine spektakuläre Struktur erspäht: Vorrübergehend erstreckte sich in der oberen Venus-Atmosphäre eine rund 10.000 Kilometer lange Struktur vom Norden bis in den Süden. Als Ursache vermuten die Wissenschaftler eine Schwerewelle, die durch Bergformationen der Venus-Oberfläche hervorgerufen wird.

Die Atmosphäre der Venus ist im Vergleich zur irdischen enorm dicht: Sie besitzt rund 90-mal so viel Masse. In ihr sitzt eine Wolkendecke, die den ganzen Planeten umschließt. Sie befindet sich mit ihrer Unterseite in einer Höhe von etwa 50 Kilometern und ist rund 20 Kilometer dick. Hauptsächlich besteht sie aus Schwefelsäure-Tröpfchen. Die Energie der Sonnenstrahlung treibt diese Wolkenschicht zu enormen Geschwindigkeiten an. Sie bewegt sich dadurch in nur vier Tagen einmal um den Planeten.

Eine stationäre Mega-Welle

Bisher galt die Wolkendecke der Venus als vergleichsweise strukturarm, doch nun zeigen die Beobachtungen der Forscher um Tetsuya Fukuhara von der Rikkyo University in Tokyo, dass zumindest zeitweilig große Formationen entstehen können. Die Beobachtungsdaten stammen von der Venussonde Akatsuki der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA. Sie ist im Dezember 2015 in eine Umlaufbahn um die Venus eingeschwenkt und sendet seitdem Daten über die Atmosphäre und das Klima unseres Nachbarplaneten. Zu ihren Instrumenten gehören Kameras mit Empfindlichkeiten im Infrarot- beziehungsweise UV-Bereich, die zur Erkundung der Oberflächenbeschaffenheit der Venus und der Merkmale der Wolkenstrukturen dienen.

Die seltsame Struktur in der Wolkendecke der Venus entdeckten die Forscher in Aufnahmen vom Dezember 2015. Sie war bogenförmig und erstreckte sich weit über beide Hemisphären des Planeten. Es handelte sich um ein Gebilde, das durch eine höhere Temperatur als die umgebende Atmosphäre gekennzeichnet war, zeigten die Datenauswertungen. Vier Tage lang erfassten die Kameras die Wellenstruktur. Danach war eine weitere Beobachtung nicht mehr möglich. Als die Sonde Akatsuki dann am 15. Januar 2016 erneut den Blick auf die Venusatmosphäre ermöglichte, war die Struktur verschwunden. Es handelte sich somit um eine vorübergehende Erscheinung, die zumindest vier Tage lang existiert hat.

Vermutlich ein Effekt der Topographie

Auffällig war zudem: Es handelte sich um eine weitgehend stationäre Erscheinung.  Obwohl die Wolkendecke insgesamt sehr schnell über die Oberfläche der Venus wandert,  kam die Formation kaum vorwärts. Sie wanderte also nicht mit den Winden, sondern entstand über einem bestimmten Abschnitt der Oberfläche. Auswertungen der bekannten Strukturen der Venus zeigten, dass sich das Zentrum der Bogenstruktur über dem westlichen Abhang eines ausgedehnten Hochlandes namens Aphrodite Terra befand.

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Wie die Forscher erklären, legen die Beobachtungen nahe, dass die Ursache des Phänomens eine sogenannte Schwerewelle war. Dieses Phänomen tritt auch in der Erdatmosphäre auf, wenn Luft über Bergformationen strömt. Zu einem ähnlichen Effekt kommt es möglicherweise auch im Fall der Venus, wenn sich untere Atmosphärenschichten über geologische Formationen bewegen. Überraschend ist allerdings, dass sich der Effekt offenbar sogar noch in den oberen Schichten der Wolkendecke des Planeten bemerkbar macht.

Letztlich bedeutet die aktuelle Entdeckung: „Vermutlich sind die Winde in der tieferen Atmosphäre der Venus räumlich oder zeitlich variabler, als bisher angenommen“, schreiben die Forscher. Man kann nun gespannt sein, welche Geheimnisse die Sonde Akatsuki unserer heißen Nachbarin noch entlocken wird.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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