Es gibt vermutlich dreimal so viele Sterne im beobachtbaren Universum wie bislang gedacht. Das schließen Astronomen aus detaillierten Untersuchungen von relativ nahen Galaxien am Keck-Observatorium auf Hawaii. Die Wissenschaftler hatten acht 50 bis 300 Millionen Lichtjahre ferne Elliptische Galaxien ins Visier genommen und dabei entdeckt, dass es dort 20-mal so viele Rote Zwergsterne gibt wie in der Milchstraße. Diese massearmen Sterne sind kleiner, kühler und meistens auch älter als die Sonne – und sie haben nur 10 bis 20 Prozent der Sonnenmasse. Aufgrund ihrer Unscheinbarkeit konnten sie bislang nur in der Milchstraße und in nahen Nachbargalaxien gefunden werden. „Niemand wusste, wie viele dieser Sterne es gibt“, sagt Pieter van Dokkum von der Yale University. „Verschiedene theoretische Modelle sagten einen weiten Bereich von Möglichkeiten voraus.“
Die Entdeckung hat weitreichende Konsequenzen. „Sie wird unser Verständnis der Galaxienbildung und -entwicklung vertiefen“, ist Charlie Conroy vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics überzeugt. So könnte es weniger von der ominösen Dunklen Materie geben, die für die Erklärung der Galaxienbewegungen herangezogen wird, sich aber nicht direkt beobachten lässt.
Außerdem bedeutet die Existenz von mehr Sternen, dass Planeten viel zahlreicher sind als die Forscher bislang angenommen haben – auch solche, auf denen Leben möglich ist. Einer der potenziell lebensfreundlichsten der inzwischen knapp 500 bekannten Planeten kreist um einen Roten Zwerg: den 20,4 Lichtjahre fernen Stern Gliese 581 im Sternbild Waage.