Afrika ist nicht nur die Wiege der Menschheit, dort wurden offenbar auch die ersten scharfen Steinklingen hergestellt – und das bereits vor 75 000 Jahren. Bisher hatte man angenommen, dass die entsprechende Technik erst vor rund 20 000 Jahren in Westeuropa entstand. Die neuen Erkenntnisse gewannen Forscher um Christopher S. Henshilwood von der Johannesburger University of the Witwatersrand, als sie Steinwerkzeuge aus der südafrikanischen Blombos-Höhle untersuchten. Dort war es schon mehrfach zu spektakulären Steinzeitfunden gekommen.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Werkzeuge mit einer aus Europa bekannten Methode bearbeitet worden waren, dem „ pressure flaking“. Dabei wird auf die Kante eines roh bearbeiteten Steinstücks mit Gegenständen wie Tierknochen starker Druck ausgeübt. Dadurch splittern kleine Plättchen ab und es entstehen scharfe Schneiden. Manche Gesteinsarten, wie die sogenannten Silicrete, müssen aber vor der Prozedur erhitzt werden. Anhand von Versuchen mit Steinen aus der Region konnte das Team beweisen, dass genau dies bei den Artefakten aus der Höhle der Fall war.
Außerdem sahen die Wissenschaftler an den Kanten der Steinwerkzeuge unter dem Mikroskop deutlich Bearbeitungsspuren, die für das „pressure flaking“ typisch sind. Christopher S. Henshilwood ist davon überzeugt, dass die scharfen Klingen den Menschen, die sie benutzten, bei ihrer Auswanderung aus Afrika entscheidende Vorteile verschafft haben.