In den 1980er-Jahren entdeckten Archäologen in antiken Ruinen im Norden des Jemen rund 400 beschriftete Holzstäbchen aus Palmblattrippen. Die Stäbchen, deren Texte in Sabäisch und Minäisch verfasst sind, stammen aus dem 2. Jahrtausend v.Chr. Eingelagert wurden sie in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.
Jetzt hat der Orientalist Peter Stein von der Universität Jena mit seinem Team die Schriften in sechsjähriger Arbeit übersetzt und ausgewertet. Der Forscher ist begeistert, da die Stäbchen bisher unbekannte Einblicke in die untergegangene vorislamische arabische Kultur bieten: „Es sind Briefe dabei, Verträge, Urkunden und Etiketten von Warenlieferungen. Sogar Orakelsprüche wurden aufgezeichnet”, erklärt Stein. Vergleichbares Schriftgut aus dem Alltag der damaligen Zeit gebe es auf der arabischen Halbinsel nicht. Einziger Wermutstropfen: Die Korrespondenz ist zum Großteil unvollständig, weil die „Gegenstücke” zu den Briefen fehlen.