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BEIM SPÜLEN SPAREN

Technik|Digitales

BEIM SPÜLEN SPAREN
Intelligente Stromzähler verraten, wann der Strom besonders günstig ist – etwa bei viel Windstrom im Netz. Der Verbraucher kann den Stromabsatz gezielt steuern, um Kosten zu sparen.

Anna und Josef Krawczick sitzen vor ihrem Fernsehgerät und schauen Nachrichten. Anna hat am späten Nachmittag die Waschmaschine gefüllt, Waschpulver hineingeschüttet, das 60-Grad-Programm gewählt und den Startknopf gedrückt. Nichts geschah – was Anna aber nicht verwunderte. Denn sie wusste: Das Gerät würde sich einschalten, wenn der Strom statt 25 nur noch 15 Cent kosten würde. Das hatte sie vorgewählt. Alle 15 Minuten schickt der Stromversorger den aktuellen Arbeitspreis via Internet. Die Spezialwaschmaschine von Miele wertet die Information aus und schaltet sich ein, sobald der Preis auf das vorgewählte Niveau gesunken ist.

Was wie Utopie klingt, ist in einigen Haushalten in Mülheim an der Ruhr bereits Wirklichkeit. Sie nehmen an einem Praxistest von RWE teil. 1500 Haushalte in Mülheim und Krefeld hat der Essener Energieversorger mit intelligenten Stromzählern ausgestattet. Die Teilnehmer können sich die Daten jederzeit auf einem internetfähigen Computer anschauen, sodass sie stets die Kontrolle über ihren Stromverbrauch haben. Im Web finden sie auch die aktuellen Strompreise. So können sie Elektro- geräte wie Wasch- und Spülmaschine oder Wäschetrockner laufen lassen, wenn das Stromangebot groß ist – und die Kilowattstunde daher billig. Was die Krawcziks testen, ist nur ein Vorgeschmack auf die Zukunft, in der alle großen Stromverbraucher bevorzugt dann laufen sollen, wenn der Strom günstig ist. Mit diesem Verfahren lässt sich, wenn genügend Haushalte beteiligt sind, Überschussstrom aus Wind- und Sonnenenergie direkt verwerten, sodass weniger Pufferkapazität benötigt wird.

Fast alle Energieversorger in Deutschland testen intelligente Stromzähler. Meist aber fehlt noch das Entscheidende: die Angabe des aktuellen Strompreises. Anders beim Karlsruher Unternehmen EnBW: Es liefert seinen Testkunden nicht nur intelligente Stromzähler, sondern auch eine via Internet gesteuerte Stromampel. Sie zeigt den zeitabhängigen Preis jeweils einen Tag im Voraus an, sodass die Teilnehmer stromfressende Geräte gezielt nutzen können. Einige EnBW-Kunden haben einen intelligenten Liebherr-Tiefkühlschrank, der mit Billigstrom bis auf minus 30 Grad Celsius heruntergekühlt werden kann, sodass er in der übrigen Zeit kaum Strom benötigt. Bald werden Elektro-Speicherheizungen, Wärmepumpen und Elektroautos dazukommen.

Der Oldenburger Versorger EWE gehört zu den wenigen, die intelligente Zähler für den Gasverbrauch anbieten. Schwerpunkt ist aber auch bei diesem Unternehmen die Verwertung von Überschussstrom. Mittlerweile nutzen mehrere Tausend Kunden die Möglichkeit, Elektrogeräte mit billigerem Nachtstrom zu betreiben. Im Raum Cuxhaven hat EWE ein virtuelles Kraftwerk geschaffen, zu dem eine Biogasanlage mit angeschlossenem Kraftwerk, ein Windpark, ein Solarfeld und ein großes Kühlhaus gehören. Das Kühlhaus wird, ähnlich wie die Kühlschränke der Tester im Haushalt, mit Überschussstrom auf ein besonders niedriges Temperaturniveau gebracht. Bei Strommangel geht es für einige Zeit vom Netz, ohne dass die gelagerte Ware verdirbt.

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Während in anderen Ländern wie Schweden und Italien schon Hunderttausende intelligente Stromzähler montiert sind, hinkt Deutschland hinterher, trotz der über 100 Pilotprojekte. Doch nicht mehr lange. Matthias von Bechtolsheim, Direktor beim Unternehmensberater Arthur D. Little, hat eine Untersuchung dazu geleitet. Er prophezeit: „Ab 2012 wird der Markt deutlich an Dynamik gewinnen, und 2013 wird endlich der Durchbruch kommen.“ ■

von Wolfgang Kempkens

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