„Mensch und Neandertaler haben sich doch vermischt!“ Mit dieser sensationellen Nachricht beherrschte Anfang Mai das Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie weltweit die Schlagzeilen. Ein Team um Richard E. Green und Svante Pääbo hatte einen Vergleich von Neandertaler-DNA mit derjenigen von fünf modernen Menschen präsentiert – zwei Afrikanern, einem Franzosen, einem Chinesen und einem Papua-Neuguineer.
Ergebnis: Das Erbgut aller drei Nicht-Afrikaner enthielt ein bis vier Prozent DNA, die nicht in den zwei Afrikanern auftrat, aber im Neandertaler-Genom. Neandertaler haben indes weder in China noch in Neuguinea gelebt. Das Pääbo-Team bietet als „ einfachste Erklärung“ an: Schon vor rund 100 000 Jahren könnten sich moderne Menschen der ersten Wanderwelle aus Afrika im Mittleren Osten mit Neandertalern vermischt haben – noch bevor 50 000 Jahre später Ostasien und Ozeanien kolonisiert wurden.
Im Internet (dienekes.blogspot.com) diskutieren Genetiker derzeit über eine zweite Deutung: genetische Isolierung von Gruppen des frühen modernen Menschen, bereits in der Urheimat Afrika. Die archaischen DNA-Sequenzen stammten dann wohl von Homo heidelbergensis.