Wer schwerelos ist, bekommt einen dicken Kopf – die Flüssigkeit wandert in seinem Körper von den Beinen nach oben. Astronauten sprechen von „puffy face“ und „bird legs“. Kipptests auf der Erde zeigten, dass sich die Beine binnen zehn Sekunden zu „entleeren“ beginnen. Hanns-Christian Gunga vom Zentrum für Weltraummedizin in Berlin und seine Kollegen haben jetzt bei Parabelflügen die Flüssigkeitsverschiebungen im Hautgewebe mit Ultraschall und mit Gewebevolumen-Untersuchungen verfolgt. Bei einem Parabelflug herrscht für 20 Sekunden am Stück Schwerelosigkeit, wenn das Flugzeug im freien Fall in die Tiefe stürzt (bild der wissenschaft 5/2006, „Höhenflug beim Absturz“). Wie die Versuche ergaben, steigt dabei innerhalb von 20 Sekunden mehr als ein halber Liter Blut von den Beinen aus in Richtung Kopf.
Während der letzten Parabelflugkampagne des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums im Mai maß Gungas Team mit einer Thermokamera simultan auch die Wärmeveränderung. „30 Prozent der Wärmeabstrahlung erfolgt über den Kopf. Wegen unserer Vorversuche mit einem Kipptisch vermuten wir, dass mit der Flüssigkeitsverlagerung der Kopf noch stärker Wärme abstrahlt“, meinte Gunga vor den Versuchen. Die Experimente gaben ihm Recht: „ Die Flüssigkeitsverschiebungen waren tatsächlich im Sekunden-Bereich messbar, und die Temperaturabstrahlung erhöhte sich in der Mikrogravitation überraschend deutlich.“ Die Versuchspersonen bekamen rote Backen und eine warme Stirn. Auch die Temperatur ihrer Brust nahm zu, die Schienbeine dagegen wurden kühler.