Das Präsidium der Universität Frankfurt am Main will die Vorwürfe gegen Reiner Protsch von Zieten überprüfen lassen. Der Anthropologe soll zahlreiche Schädelfunde in Deutschland um Zehntausende Jahre zu alt geschätzt haben. Untersuchungen der britischen Oxford University mit der Radiokarbon-Methode hatten ergeben, dass die Schädel statt mehr als 30 000 zum Teil nur wenige Hundert Jahre alt sind. So seien die angeblichen Neandertaler-Mischlinge von Hahnöfersand statt 36 300 nur 7500 Jahre alt, die Frau von Binshof-Speyer habe nicht vor 21 300 sondern vor 3300 Jahren gelebt und der Schädel von Paderborn-Sande sei nicht 27 400, sondern lediglich 250 Jahre alt.
Hintergrund der Fehldatierungen sind nach Ansicht von Experten Schlamperei und schludrige Messmethoden. Protsch von Zieten bestritt die Vorwürfe und erklärte, die Daten aus Oxford seien alle falsch. Der Anthropologe sprach in dem Zusammenhang von Intrigen und Mobbing.
Die Vorwürfe wurden inzwischen an den Ombudsmann und die inneruniversitäre Kommission zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten weitergeleitet. Diese wird eine förmliche Untersuchung durchführen und der Hochschulleitung einen Bericht sowie Empfehlungen zum weiteren Verfahren vorlegen.