Immer mehr Bakterien werden resistent gegen Antibiotika. Aber Studien der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, die die Verbreitung der unempfindlichen Keime untersucht, zeigen am Beispiel des Staphylokokkus aureus: Die resistenten Bakterien breiten sich zwar rasch aus. Ihre Zahl nimmt aber schnell wieder ab, wenn man sie mit den geeigneten Mitteln bekämpft. Staphylokokken besiedeln bei vielen gesunden Menschen Rachen und Haut. Doch wenn das Immunsystem durch Krankheit oder Medikamente erlahmt, werden sie gefährlich. Die Folge können Lungenentzündungen, Knochen- oder Wundinfektionen sein. Gerade gegen das herkömmliche Penicillin neigt der Keim zur Resistenz, so dass es kaum noch gegen ihn eingesetzt wird. Gefürchtet sind Stämme, die selbst mit speziellen Staphylokokken-Penicillinen, wie Methicillin und Oxacillin, nicht zu bekämpfen sind. Diese so genannten MRSA-Keime (Methicillin resistenter Staphylokokkus aureus) umgehen auch deren Wirkmechanismen und sind oft ebenfalls gegen Gentamycin und andere Medikamente unempfindlich. Vor allem auf die Ausbreitung einzelner MRSA-Stämme führt Dr. Michael Kresken, Arbeitsgruppenleiter der Gesellschaft, die allgemeine Resistenzzunahme in den siebziger und neunziger Jahren zurück. „ Das Tief Mitte der Achtziger verdanken wir wahrscheinlich der besseren Hygiene und den Chinolonen – darunter das hochwirksame Ciprofloxacin – als neuer Wirkstoffgruppe“, meint er. „Leider wurde Ciprofloxacin sehr häufig eingesetzt „, sagt Prof. Wolfgang Witte, Staphylokokken-Experte des Robert-Koch-Instituts. Die Folge: Resistenzraten von über 21 Prozent im Jahr 2000. Durch den ungezielten Einsatz großer Mengen des Antibiotikums wurden in dem Bakterienpool die unempfindlichen Keime hochgezüchtet. Jetzt ist mit dem Linezolid eine neue Gruppe auf dem Markt. Ein vorsichtiger Umgang ist ratsam, denn: „Die Patienten werden immer älter, dadurch aber auch anfälliger. Sie werden häufiger krank, brauchen mehr Antibiotika, und das führt wieder zu mehr Resistenzen.“
Hans Groth