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Der Stau

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Der Stau

Der Ärger ist programmiert. Sie haben Ihren Urlaub gut geplant. Das Auto ist gepackt. Sie haben noch einmal kontrolliert, dass Sie nichts vergessen haben. Dann schließen Sie Ihre Wohnung ab, setzten sich mit einem Stoßseufzer ins Auto und denken „Jetzt kann der Urlaub beginnen!“ Der Urlaub beginnt mit einem Stau. Unabhängig davon, wann Sie losfahren – über kurz oder lang stehen Sie. Dass tausende anderer Urlaubsfahrer ihren Urlaub ebenfalls im stehenden Auto beginnen, ist kaum ein Trost. Nach kurzer Zeit nerven die Kinder. Nicht nur mit den legendären Fragen („Wann sind wir endlich da?“, „Hast Du was Süßes?“), sondern der Sohn argumentiert besserwisserisch: „Ich versteh nicht, warum es überhaupt einen Stau gibt. Wenn alle fahren würden, gäb es gar keinen Stau!“ Damit hat er zwar Recht, aber nicht die Lösung des Ärgernisses. Staus sind ein wirkliches Problem. Und zwar nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Theorie. Man hat verschiedene Modelle zur Beschreibung des Verkehrsflusses entwickelt und damit versucht, die Staubildung zu verstehen. Der erste Ansatz besteht darin, den Verkehr global zu betrachten, und ihn so zu beschreiben, als wäre er ein fließendes Granulat. Eine andere Modellierung geht von den einzelnen Fahrzeugen aus und versucht zu beschreiben, wie sich das Verhalten eines Fahrzeugs in Abhängigkeit von dem der anderen Fahrzeuge ändert. Man hat bei diesen Bemühungen immerhin herausgefunden, dass der entscheidende Parameter für einen Stau die Geschwindigkeitsänderung des Vordermanns ist. Heute beschreibt man den Verkehrsfluss durch „zellulare Automaten“. Jedes Kraftfahrzeug wird durch eine „Zelle“ repräsentiert, deren Verhalten durch einfache Regeln bestimmt ist: Sie fährt so schnell wie möglich, darf aber keiner anderen Zelle in die Quere kommen. Zusätzlich hat eine Zelle noch zufällige Eigenschaften, etwa Trödeln oder langsames Wiederanfahren. All diese Modelle dienen dazu, die Staubildung zu verstehen und Staus vorherzusagen. Sie merken: Keines der Modelle geht davon aus, dass in den Autos intelligente Wesen sitzen. Warum entwickelt sich denn nun ein Stau? Stellen wir uns zunächst eine Flüssigkeit vor, die durch ein Rohr strömt. Wenn sich der Querschnitt des Rohrs halbiert, fließt die Flüssigkeit im verengten Rohr doppelt so schnell – damit eben kein Stau entsteht. Im Kraftfahrzeugverkehr ist das ganz anders: Wenn von einer zweispurigen Straße eine Spur gesperrt ist, wird der Verkehr nicht doppelt so schnell, sondern er verlangsamt sich – aus gutem Grund. Und so entsteht ein Stau. Das ist das Grundprinzip: Jede kleine Verlangsamung wirkt in gewissem Maße wie die Sperrung einer Fahrbahn. Ob das ein Unfall, ein langsam fahrendes Fahrzeug, eine kurvige Streckenführung oder der Blick des Fahrers in die Landschaft ist: Alles führt zu einer lokalen Verzögerung und damit zu einem globalen Stau. Der Stau aus dem Nichts kommt bei hohem Verkehrsaufkommen durch kleine Schwankungen der Geschwindigkeit der einzelnen Fahrzeuge zustande. Übrigens: Ein Stau ist nicht ortsfest, sondern er bewegt sich, und zwar nach hinten: Er kommt Ihnen mit rund 15 Kilometern in der Stunde entgegen! Und das mit Sicherheit zu Beginn Ihres Urlaubs.

Albrecht Beutelspacher

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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Pa|ra|ly|ti|ker  〈m. 3; Med.〉 jmd., der an Paralyse leidet

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