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Geliebt, geklont, gescheitert

Gesellschaft|Psychologie Gesundheit|Medizin

Geliebt, geklont, gescheitert

Mit der Liebe der Menschen zu ihren vierbeinigen Hausgenossen lässt sich eine Menge Geld verdienen. Das wissen Hersteller von schicken Hunde-Wintermäntelchen und von Katzennahrung mit Fellglanzgarantie schon lange. Wie viel müsste erst drin sein, wenn man „Unsterblichkeit“ für die kleinen Lieblinge verkaufte? Hier witterte im Jahr 2000 Lou Hawthorne, Geschäftsführer der amerikanischen Firma Genetic Savings & Clone (GSC), das große Geschäft: durch das Klonen von verstorbenen Haustieren (bild der wissenschaft 12/2005, „Jetzt im Angebot: Klon-Schmusetiere“).

Und tatsächlich: Kaum waren das Unternehmen und seine erste geklonte Samtpfote CC (für „Copycat“) bekannt geworden, ließen Hunderte Tierbesitzer Erbmaterial ihrer Lieblinge in den Genbanken der Firma deponieren – zum Grundpreis von 1400 Dollar plus 150 Dollar Jahresmiete. Heute, nur sieben Jahre nach der ersten Erfolgsmeldung, ist GSC pleite – trotz prall gefüllter Auftragsbücher und zahlungswilliger Kunden. Der Grund: Lieferschwierigkeiten.

Nur eine Handvoll Katzen konnte GSC während seines kurzen Bestehens erfolgreich klonen. Bei den Hunden musste sich das Unternehmen komplett geschlagen geben, obwohl es ursprünglich speziell dafür gegründet worden war. Vier Millionen Dollar hatte der US-Milliardär John Sperling damals in das sogenannte Missyplicity-Projekt investiert: Er hatte sich in den Kopf gesetzt, Missy, die Hündin von Hawthornes Mutter, klonen zu lassen. Doch „beim Klonen von Hunden hat man eine irrsinnig niedrige Gesamt-Effizienz“, erklärt der Haustiergenetiker Eckhard Wolf vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Das bedeutet: Man muss viele Dutzend Embryonen in Leihmütter übertragen, um am Ende – vielleicht – einen lebensfähigen Klon zu bekommen. Den Wettlauf um den ersten geklonten Hund gewann 2005 ein südkoreanisches Forscherteam. Angesichts dieser Probleme verschrieb sich GSC ganz den Katzen. Hier sei die Effizienz etwas höher, bestätigt Wolf. Dennoch (ver)brauchte GSC noch 87 Embryonen und ebenso viele Leihmutter-Katzen für sein erstes Klonkätzchen.

Doch nicht nur Lieferschwierigkeiten, auch „Produktmängel“ machten das Geschäft kompliziert. Denn wenn Frauchen 32 000 Dollar für eine Kopie ihres Lieblings hinlegen muss, will sie auch eine perfekte Kopie. „Der Klon wird aber nie völlig identisch mit seinem Erbgutspender sein. Es kann Unterschiede im Äußeren und vor allem beim Verhalten und in den Charaktereigenschaften geben“, erläutert Wolf. „Das enttäuscht so manchen Tierbesitzer.“

Spätestens 2007 wollte die US-Firma mit dem Klonen schwarze Zahlen schreiben, hatte Hawthorne noch vor zwei Jahren gehofft. Er ist gescheitert – andere waren erfolgreicher: Nur zwei Jahre nach GSC entstand das Unternehmen ViaGen, das dieselben Klontechniken nutzt wie Hawthornes Labors. Wie es scheint, haben die Verantwortlichen dort buchstäblich aufs richtige Pferd gesetzt: auf wertvolle Rasse- und Sportpferde. Außerdem werden bei ViaGen Top-Besamungsstiere und Hochleistungs-Eber geklont. „ In diesem Bereich kann das Klonen tatsächlich sehr sinnvoll und nutzbringend sein“, urteilt Wolf. Vor allem, da es den internationalen Austausch genetischen Materials ermöglicht: „Es ist immer einfacher, einige Zellen eines Top-Tieres zu verschicken, als das ganze Tier.“ Zudem sei der Erfahrungsschatz bezüglich der Fortpflanzungsbiologie von Pferden, Rindern und Schweinen einfach größer.

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Hunde- und Katzenbesitzer müssen jedoch nicht verzagen: Eine Abteilung im Hause ViaGen deponiert gern eine Zellprobe des kleinen Lieblings – falls irgendwann einmal wieder jemand das Klonen von Haustieren anbietet. So bleibt für die 1500 Dollar Gebühr immerhin die Hoffnung lebendig. Nadine Eckert ■

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