Die meisten Vorschriften zum Strahlenschutz beruhen auf der Annahme, dass die Menschen etwa gleich empfindlich gegenüber Röntgenstrahlen oder Radioaktivität sind. Doch eine israelische Studie zeigt etwas anderes. Die Wissenschaftler haben die Krankenakten von mehr als 500 Familien ausgewertet, die in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in das Land eingewandert waren.
Durch die beengten Lebensumstände in den Flüchtlingsunterkünften litten viele ihrer Kinder unter Kopfpilzen. Die damals übliche Behandlungsmethode war eine Röntgenbestrahlung, um den Kopf zu enthaaren und die Pilze abzutöten. Heute weiß man, wie riskant das ist: Im Durchschnitt entwickelt sich bei einem von hundert bestrahlten Kindern ein gutartiger Gehirntumor, ein Meningeom. Doch die Daten aus Israel zeigen, dass es offensichtlich Familien mit einem deutlich erhöhten Risiko gibt: Ein Gehirntumor entstand dort bei vier von fünf Bestrahlten. Jetzt suchen die Forscher nach den Genen, die für diese erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Röntgenstrahlen verantwortlich sind.
Möglicherweise müssen weltweit die Strahlenschutzvorschriften überprüft werden. Allerdings raten Experten dazu, die Ergebnisse durch weitere Studien zu erhärten. Doch das dürfte schwierig werden. Denn eine so gute Datenbasis wie durch die unfreiwillige Feldstudie im damals noch jungen Israel ist kaum wieder zu erreichen.