AAA – drei Buchstaben halten die medizinische Fachwelt in Atem. Die ins Lateinische übersetzten altägyptischen Zeichen, die auf Papyrusrollen zu finden sind, beweisen, daß es Aids schon zur Zeit der Pharaonen gab. Das behauptet zumindest der amerikanische Mediziner Richard Ablin in einem Brief an die US-Seuchenbehörde Centers of Diseases Control (CDC).
Aids im alten Ägypten? Das wäre eine neue Fährte bei der Suche nach dem Ursprung der todbringenden Infektion. Spektakuläre Theorien gibt es zuhauf: Aids sei die Folge militärischer Geheimversuche, vermuten manche. Andere behaupten, die Ursache der Seuche sei eine Mutation eines bei Affen vorkommenden Virus. Selbst Polioimpfungen in Schwarzafrika als Auslöser von Aids wurden diskutiert. Einig waren sich die Anhänger der verschiedenen Theorien nur in einem: Den Zeitpunkt der Aids-Entstehung datierten sie nahezu einhellig auf die späten fünfziger Jahre.
Als “eher unglaubwürdig” beurteilt Robert Littmann von der University of Hawaii daher Ablins These, daß Aids bereits zur Zeit der Pharaonen existiert haben könnte. Das mit “AAA” verbundene Phallussymbol, das Ablin als Beschreibung der sexuellen Übertragung interpretiert, sei in Wirklichkeit lediglich das ägyptische Symbol für schwere oder tödliche Krankheiten.
Einzig molekularbiologische Untersuchungen an Mumienresten könnten Ablins Behauptung belegen oder stürzen. Noch allerdings hat niemand Mumien auf Antikörperfragmente untersucht, die ein Hinweis auf Aids-Viren sein könnten.
Was für Aids noch umstritten ist, ist bei anderen Krankheiten mittlerweile Gewißheit: Es gibt tatsächlich Erreger, die vor Jahrtausenden vergleichbare Krankheiten auslösten wie heute. So berichtet die US-Seuchenbehörde von Untersuchungen an 5000 Jahre alten Mumien, die Eier und Antigene von Schistosoma-Parasiten enthielten. Die winzigen Würmer befallen Milz und Leber oder lassen den Urin blutig erscheinen.
Die Plage von damals fordert noch heute ihre Opfer – weltweit sterben 800000 Menschen an Bilharziose, wie die nach ihrem Entdecker Theodor Bilharz benannte Krankheit heißt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der Schistosoma-Infizierten auf über 200 Millionen. Daniel Colley vom CDC sieht daher in den drei A’s der ägyptischen Hieroglyphen nicht die Beschreibung von Aids, sondern der Bilharziose.
Besser noch als konservierte Moleküle geben alte Schriften Aufschluß über archaische Seuchen. Der griechische Chronist Thukydides beschrieb die medizinischen Symptome einer mysteriösen Plage, die Athen im Jahre 427 vor unserer Zeitrechnung heimsuchte, derart genau, daß sich Wissenschaftler des U.S. Navy Hospital Balboa im kalifornischen San Diego sicher sind:
Das Ebola-Virus, zuletzt 1995 in Zaire ausgebrochen, dezimierte damals große Teile des stolzen hellenischen Stadtstaates. Während die Athener Kultur nur noch über museale Ausstellungsstücke präsent ist, überstanden die Ebola-Erreger mehr als 2000 Jahre.
Vlad Georgescu