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Die neuen Kutter und das Meer

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Die neuen Kutter und das Meer

Ernest Hemingway, der begeisterte Hochseeangler, holte zahlreiche Marline und Schwertfische aus den Gewässern vor Kuba, darunter meterlange Prachtexemplare. Heute müsste er die Angelei aufgeben, weil kaum noch ein Fisch anbeißen würde. Der Bestand an großen Raubfischen ist in den letzten 40 bis 50 Jahren in allen Weltmeeren um rund 90 Prozent geschrumpft. Und nicht nur das: Die Herrscher der Meere, ob Thunfisch oder Hai, Dorsch oder Sägefisch, sind im Mittel nur noch halb so lang wie zu Hemingways Zeiten, ihr Gewicht ist sogar um 80 Prozent zurückgegangen. Sie können nicht mehr zu stattlicher Größe heranwachsen, weil sie zuvor in den Rümpfen der großen Fischkutter landen, oft sogar vor der Geschlechtsreife.

Die erschreckenden Zahlen haben die beiden Fischereibiologen Ransom Myers von der kanadischen Dalhousie University in Halifax und Boris Worm von der Universität Kiel zusammengetragen. In einer Fleißarbeit haben sie das Datenmaterial von Fangflotten und Forschungsschiffen gesichtet und analysiert. In allen Teilen der Ozeane stießen sie dabei auf dasselbe Phänomen: Sobald die industrielle Fischerei in den fünfziger und sechziger Jahren begann, brachen die Bestände weg. Gewaltige Schleppnetze, die inzwischen verboten sind, und 100 Kilometer lange Leinen, an denen Tausende Haken baumeln, ließen den Tieren keine Chance. Schon nach 10 bis 15 Jahren waren die Populationen auf rund ein Zehntel zurückgegangen und haben sich seitdem nicht mehr erholt.

Die Grafik zeigt den rasanten Schwund am Beispiel des tropischen Atlantik und des gemäßigten Pazifik. Sobald eine Art stark dezimiert war, haben kleinere schnell wachsende Raubfische die ökologische Lücke geschlossen – bis auch sie als lohnende Beute ins Visier der Fischer gerieten. So haben im tropischen Atlantik Blauer Marlin, Fächerfisch und Schwertfisch einander abgelöst.

Welche Auswirkungen der Verlust der großen Raubfische auf das Ökosystem Ozean hat, ist unklar. Doch „wenn man der Nahrungspyramide die Spitze abschlägt”, meint Worm, „kann man nicht erwarten, dass das System noch genauso funktioniert wie vorher.” Er und sein Kollege Myers fordern, die zulässigen Fangquoten erheblich zu reduzieren und Schutzgebiete einzurichten. Nur so könnten sich die Bestände erholen.

Klaus Jacob

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