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Heilen mit Wasser

Welchen Beruf könnte jemand haben, der Physik studiert, in Humanbiologie promoviert und seine Habilitationsschrift über die Effekte von inhaliertem Ozon in der Humanmedizin verfasst hat? Dass er ein Experte für Kurmedizin, Spezialgebiet Heilbäder, ist, darauf hätten Sie vermutlich nicht getippt. Doch Prof. Jürgen Kleinschmidt arbeitet tatsächlich als Balneologe („Bäderkundler“) am Institut für Gesundheits- und Rehabilitationswissenschaften der Universität München, wo er vor allem untersucht, welche Effekte Heilwasser und Heilschlamm auf den Menschen haben.

Denn die werden seit Römerzeiten genutzt, um Krankheiten zu lindern. Nachdem das gesundheitsfördernde Baden im Mittelalter in Vergessenheit geriet, erkannte man erst im 16. Jahrhundert wieder Bedeutung und Wirkung der alten Methoden. „Ich analysiere physikalisch-chemisch, ob und warum Fango- und Schlammpackungen sowie Heilerden und Moore, die man zur Therapie einsetzt, anders wirken als simple Wärmflaschen oder warme Gelkissen“, beschreibt der 62-Jährige seine Arbeit. Lange habe man vermutet, dass die Schlämme und Moore – die „Peloide“ – therapeutisch wirksame Moleküle enthalten. Doch das sei falsch. „Tatsächlich macht die Wärmekapazität und der selbstregulierende direkte Wärmetransport vom Peloid zur Haut die Hauptwirkung aus“, sagt Kleinschmidt.

Was er von Wasser- und Schlammkuren hält? „Das ist eine immer wieder gestellte Frage“, meint Kleinschmidt. Zwar wären in den wenigen Studien Kuren ausnahmslos einer Behandlung zu Hause überlegen. Doch er sieht in der medizinischen Forschung ein grundsätzliches Problem: Es gilt nur das als wirksam („evident“), was mit „randomisierten Studien“ bewiesen wurde, bei denen Probanden nach dem Zufallsprinzip ein Mittel erhalten oder nicht.

„Doch diese evidenzbasierte Medizin ist ein Irrweg für die Kurmedizin“, ist Kleinschmidt überzeugt. Denn nur wenige Patienten seien bereit, für eine Studie zu Kontrollzwecken auf die Behandlung zu verzichten. Kleinschmidt argumentiert: „Bei einer Blinddarmentzündung gibt es keine Studien, die den Nutzen einer Operation belegen – und trotzdem wäre es ein Kunstfehler, diese deshalb zu unterlassen.“ Auch bei Bäderkuren solle man den Erfahrungen von Patienten und Ärzten vertrauen.

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