Kniend vor den Inquisitionsrichtern in Rom widerrief der große Galileo Galilei am 22. Juni 1633 seine ketzerische Lehre von der Bewegung der Erde. Sein „Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme“ kam auf den Index.
In Galileis Biografie nimmt der norwegische Schriftsteller Atle Naess den Leser mit in die Welt des stolzen Kämpfers und Forschers. Er liefert ein ganzheitliches Bild des großherzoglichen Hofmathematikers – von der Familiengeschichte und der Freundschaft zum Papst bis zum Tod von Galileis Tochter.
Zitate aus Originaldokumenten und zwei farbige Bildstrecken machen den Text lebendig. Hie und da streut Naess kleine Exkurse ein – zum Beispiel über Galileis Konkurrenten Johannes Kepler, den kaiserlichen Hofmathematiker – und stellt Galileis wissenschaftliches Wirken mit dem damals umstrittenen Hauptwerk, dem „Dialog“, ausführlich vor. Ob Briefe, alte Schriften oder frühere Biografien – der Autor hat den Stand der Forschung im Blick und bemüht sich um Kompromisse, wo sich die Quellen widersprechen.
Bisweilen ist die Lektüre allerdings etwas mühsam, da der Leser mit vielen unbekannten italienischen Namen konfrontiert wird. Doch Naess verknüpft die wissenschaftlichen Fakten zu einer unterhaltsamen Geschichte und gewährt dem Leser damit einen tiefen Einblick in Galileis Zeit und seine revolutionäre Forschung. Cornelia Varwig
Atle Naess ALS DIE WELT STILL STAND Galieo Galilei – verraten, verkannt, verehrt Springer, Berlin 2006 244 S., € 19,95 ISBN 3-540-21063-6