Alle reden vom Klimawandel. Aber ist die rasante Erwärmung der Erde tatsächlich das drängendste Umweltproblem? Der britische Umweltjournalist Fred Pearce ist überzeugt, dass Wassermangel die Menschheit in Zukunft viel stärker belasten wird. Sein verständlich geschriebenes Buch nennt erstaunliche Zahlen: Um ein Kilo Reis zu ernten, sind 2000 bis 5000 Liter Wasser nötig, und um ein Kilo Camembert herzustellen, braucht man 5000 Liter. Doch der Mensch geht verschwenderisch mit der kostbaren Ressource um: Er leert Grundwasserspeicher, zapft Flüsse an, um Felder zu beregnen, trocknet Sümpfe und Feuchtgebiete aus und vergiftet das Grundwasser.
Die Folgen sind bereits an vielen Orten schmerzhaft zu spüren. Etwa am Rio Grande, dem Grenzfluss zwischen Mexiko und USA, der im Sommer nahezu versiegt, weil Farmer aus dem Oberlauf zu viel Wasser entnehmen. Oder in der Libyschen Wüste, wo der Grundwasserspeicher rigoros ausgebeutet wird. Oder in Indien, Bangladesch und China, wo Tausende Menschen giftiges Wasser trinken müssen, weil sie nichts anderes haben. Oder in Palästina, wo die ungleiche Verteilung von Trinkwasser für politischen Zündstoff sorgt.
Pearce prangert aber nicht nur an, sondern nennt auch ermutigende Beispiele – und er weist einen Ausweg: Statt die Natur mit Mammutprojekten zu knebeln, rät er zum schonenden, nachhaltigen Umgang mit dem kostbaren Gut. Klaus Jacob
Fred Pearce WENN DIE FLÜSSE VERSIEGEN Antje Kunstmann München 2007 398 S., € 24,90 ISBN 978-3-88897-471-7