Der 23-jährige Theo ist ein engagierter junger Mann. Er empört sich über Kriege, Armut, Krankheiten und Umweltverschmutzung – kurz: über den schlimmen Zustand der Welt. Eigentlich ist Theo von Beruf Arzt, doch den Umweltschutz sieht er als seine Berufung an. Er bewirbt sich um das Stipendium einer Umweltstiftung, wofür er vier ökologische Feldstudien durchführen muss. Die „Rettung der Erde“ – so der Untertitel des Romans – gelingt Theo dabei nicht. Auf seiner Tour zu den ökologischen Brennpunkten der Erde sieht er viel Deprimierendes: Der Aralsee verwandelt sich in eine Salzwüste, im Senegal suchen barfüßige Kinder auf Müllbergen nach Verwertbarem, und in Afrika fällt der Dschungel Holzfällern zum Opfer.
Theo, der in den Diskussionen mit seiner Tante Marthe, die ihn auf der Reise begleitet, oft aggressiv und einseitig argumentiert, macht im Laufe der Reise einen Lernprozess durch: Ihm wird klar, dass es für Umweltprobleme meist keine einfachen Lösungen gibt, dass man die Ökologie nicht von Kultur und Religion trennen kann. Am Ende erscheint Theo selbst die Atomkraft, die er zunächst radikal verurteilt hat, nicht mehr als wesentliches Problem.
Mit ihrem vor allem für jugendliche Leser gedachten Roman gelingt der französischen Journalistin Catherine Clément das Kunststück, eine Vielzahl von Themen spannend miteinander zu verweben. „Theos zweite Reise“ ist eine unterhaltsame Mischung aus Entwicklungsroman, Reiseliteratur und ökologischem Sachbuch. Ute Kehse
Catherine Clément THEOS ZWEITE REISE Carl Hanser, München 2006 368 S., € 17,90 ISBN 3-446-20701-5