Wenn ein Sehnerv bei einem Unfall beschädigt oder durchtrennt wird, gibt es bisher kaum Hoffnung, dass der Patient jemals wieder sehen kann. Zwar können die Axone – die faserartigen Fortsätze der Nervenzellen – wieder zum Wachsen angeregt werden, doch meist reicht das nicht aus, um die großen Lücken zu schließen. Jetzt haben US-Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge in Zusammenarbeit mit der Universität Hong Kong mithilfe der Nanotechnologie einen vielversprechenden Ansatz entwickelt, um Schäden im zentralen Nervensystem zu heilen.
Das Team um den Biomediziner Rutledge Ellis-Behnke durchtrennte zunächst bei Hamstern den Sehnerv, worauf die Tiere erblindeten. Anschließend injizierten die Wissenschaftler im Bereich der Schädigung eine Lösung aus Verbindungen verschiedener Aminosäuren. Diese synthetisch hergestellten Peptide waren nur fünf Nanometer (Millionstel Millimeter) lang. Im Gehirn der Hamster ordneten sich die Moleküle zu einer Art Fasergerüst an, das die Lücke zwischen den beschädigten Nerventeilen schloss. Entlang dieses Gerüsts begannen die Axone wieder zu wachsen. Nach sechs Wochen konnten die Hamster so gut sehen, dass sie ihr Futter fanden. Ellis-Behnke hofft, dass das Verfahren auch zu einer Therapie bei Menschen führt, um einen beschädigten Sehnerv wieder zusammenzufügen.