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WWW statt UKW

Technik|Digitales

WWW statt UKW
Das Radio empfängt heute nicht nur Töne, sondern auch Texte und Bilder – über Antenne, Kabel oder Satellit. Künftig werden die Informationen digital übertragen.

Was heute gesendet wird

„Hier sind die aktuellen Verkehrsmeldungen“, unterbricht die Stimme aus dem Radio das Gespräch. Selbstständig hat das Autoradio die Verkehrsnachrichten erkannt und sich laut geschaltet. Aufmerksam hört der Fahrer die Meldungen über Staus und Behinderungen, während sein Beifahrer schon mal nach einer Alternativroute sucht.

„Traffic Announcements“ (zu deutsch: Verkehrsdurchsage, TA) und „Traffic Programme“ (Verkehrsprogramm, TP) sorgen dafür, dass sich das Radio mindestens zweimal in der Stunde bei den Autofahrern Gehör verschafft, um sie mit aktuellen Mitteilungen zur Situation auf den Straßen zu versorgen. TP erkennt, wenn der eingestellte Sender eine Verkehrsinformation ausstrahlt, TA stellt dann das Radio laut und stoppt bei Kombi-Geräten CD-Player oder Kassettenlaufwerk. Die beiden Dienste sind die Nachfolger der am 1. März 2005 abgeschalteten „Autofahrer Rundfunk Information“ (ARI).

Anfang der Siebzigerjahre hatte das heutige Bosch-Tochterunternehmen Blaupunkt aus Hildesheim ARI entwickelt, um Autofahrer auf den immer volleren Autobahnen auf Staus hinzuweisen. Dazu sendeten die Radiostationen ein unhörbares Signal, an dem die Empfangsgeräte im Auto den Sender erkannten. Die Durchsagekennung, der Hinz-Triller, kündigte die Verkehrsnachrichten an. Anfangs hatten die Sender als Kennung einen D-Dur-Akkord eingesetzt. Da der jedoch zum Standardrepertoire fast aller Musiker gehört, löste der Akkord in Songs aus dem Radio oft fälschlich die ARI-Funktion aus und wurde deshalb durch eine dissonante Klangfolge ersetzt, die in einem Musikstück fast nie vorkommt. Benannt wurde der merkwürdige Ton nach seinem Erfinder Werner Hinz, ehemals Technischer Direktor beim Deutschlandfunk in Köln.

Inzwischen bereichert eine ganze Reihe von Zusatzdiensten des „ Radio Data System“ (RDS) das Radioprogramm. Vor allem Autofahrer schätzen sie. EON („Enhanced Other Networks“) etwa spielt Verkehrsmeldungen aus einem anderen Programm ein, wenn der Fahrer einen Sender ohne Verkehrsnachrichten hört. Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgt auch die automatische Frequenzsuche („ Alternative Frequency“, AF). Verlässt ein Auto den Empfangsbereich einer Sendestation, schaltet das Radio automatisch auf eine andere Frequenz um, über die dasselbe Programm übertragen wird. Dazu wird ständig eine Tabelle mit alternativen Frequenzen zusammen mit den Radiosignalen übertragen. Das lästige und vom Verkehrsgeschehen ablenkende Fummeln am Sendersuchknopf wird dadurch überflüssig.

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Viele Hörer schätzen die Dienste, die Zusatzinformationen zu den Programmen liefern. „Programme Type“ (Programmtyp, PTY) klassifiziert deren Inhalt oder Klangfarbe. So weisen die Etiketten „Info“ oder „Culture“ auf informationsorientierte, wortlastige Programme wie das von „Deutschlandradio Kultur“ oder „ NDR Kultur“ hin. Erscheint hingegen „Pop M“ auf dem Display, ist der Hörer bei einem auf Popmusik spezialisierten Musikkanal gelandet.

Gerade bei den Musikkanälen zeigt sich der Nutzen der Zusatzdienste. Vorbei ist das aufwendige Suchen nach Titel und Interpret eines Songs, den man im Radio gehört hat. Der „ Radiotext“ (RT) hilft: Titel und Interpret des aktuellen Musikstücks erscheinen im Display des Empfängers, ebenso der Name des Programms oder aktuelle Nachrichten. Das funktioniert allerdings nur, wenn der Programmanbieter von RT oder PTY Gebrauch macht.

Ermöglicht hat diese Erweiterung des konventionellen Rundfunks der Einsatz von Mikrochips, die seit den Achtzigerjahren in den meisten Radiogeräten den Transistor als zentrales Bauelement ersetzt haben. Chips und Platinen machten die Rundfunkempfänger vielseitiger – und kleiner: Schon 1985 präsentierte der japanische Elektronikkonzern Sony erstmals ein Radio, das nur noch so groß war wie eine Scheckkarte. Inzwischen sind die Empfänger so klein geworden, dass sie mühelos in Mobiltelefonen, kleinen tragbaren Musik-Abspielgeräten von der Größe eines USB-Speichersticks und sogar in einer Armbanduhr Platz finden.

Was gestern zu hören war

„Achtung! Hier Sendestelle Berlin Voxhaus, Welle 400. Wir bringen die kurze Mitteilung, dass die Berliner Sendestelle Voxhaus mit dem Unterhaltungsrundfunk beginnt.“ Mit diesen Worten begann am 29. Oktober 1923 das Rundfunkzeitalter in Deutschland. 35 Jahre zuvor, 1888, hatte der deutsche Physiker Heinrich Hertz experimentell die Existenz elektromagnetischer Wellen nachgewiesen. Sie wurden das Trägermedium für die drahtlose Übertragung von Nachrichten. Basierend auf dieser Entdeckung konstruierten der Russe Alexander Popow und der Italiener Guglielmo Marconi die ersten Geräte, die mithilfe von elektromagnetischen Wellen Signale übertragen konnten. 1896 stellten beide Forscher ihre Erfindungen vor: Am 24. März funkte Popow die Worte „Heinrich Hertz“ über eine Strecke von 250 Metern. Kurz darauf überwand Marconi drahtlos eine Strecke von fünf Kilometern und einen Hügel.

Mit den frühen Rundfunksendern ließen sich nur Morsesignale übertragen – bis 1903 der Däne Valdemar Poulsen eine Methode entwickelte, um ungedämpfte, kontinuierliche Schwingungen mittels eines Lichtbogens zu erzeugen. Dieser Lichtbogensender war nicht nur leistungsfähiger als die bisherigen Knallfunkensender (siehe Kasten „Knallende Funken …“), die nur gedämpfte Schwingungen erzeugten. Er erlaubte erstmals auch, Sprache per Funk zu übertragen. Unabhängig von Poulsen entwickelten der Deutsche Max Wien und der Kanadier Reginald Fessenden Sender, die analoge Signale übertrugen. Fessenden war es, der das erste Radioprogramm über den Äther ausstrahlte: Am Weihnachtsabend 1906 spielte er im Übertragungsraum der Funkstation Brant Rock im US-Bundesstaat Massachusetts auf der Geige „Stille Nacht“ und las danach aus der Bibel vor. Bis in die Karibik lauschten Seeleute Fessendens Weihnachtssendung.

In Deutschland baute die Berliner Firma Telefunken ab 1906 Lichtbogensender. Allerdings stellte das Unternehmen die Versuche mit der Sprachübertragung zwei Jahre später wieder ein. Telefunken habe, begründete der damalige technische Direktor Georg von Arco den Schritt, „Wichtigeres zu tun als eine derartige Telefonspielerei“. Statt dessen belieferte Telefunken das Militär und Schifffahrtsgesellschaften mit dem von Max Wien entwickelten Löschfunkensender. Gesendet wurden immer noch Morsezeichen. Als 1917 am Sender Königs Wusterhausen bei Berlin die Übertragung von Sprache getestet wurde, befahl der zuständige Offizier, „diesen Unfug zu unterbinden“. Drei Jahre später, am 22. Dezember 1920, sendete „KW“ dann doch Worte und Töne: „Hallo, hallo! Hier ist Königs Wusterhausen auf Welle 2700.“ Dann stimmten Mitarbeiter der Reichspost „Stille Nacht“ an, auf der Geige und der Klarinette begleitet vom Vorsteher und dem technischen Leiter der Sendestation. Tradition verpflichtet: Noch heute ziert ein Funkmast das Stadtwappen von Königs Wusterhausen.

Zur Übertragung nutzten die Brandenburger einen Sender mit einer Elektronenröhre, die in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts von dem Engländer Ambrose Flemming, dem Wiener Robert von Lieben und dem Amerikaner Lee de Forest entwickelt worden ist. Diese Vakuumröhre mit mehreren Elektroden ermöglichte es, mithilfe eines Elektronenstroms zwischen den Elektroden Töne in elektrische Impulse zu verwandeln und diese gleichzeitig zu verstärken.

Das brandenburgische Weihnachtskonzert erfreute noch Hörer in England, Skandinavien und den Benelux-Ländern. Nur deutschen Ohren blieb es versagt: Der private Empfang von Funksignalen jeder Art war hierzulande verboten. Erst 1923 wurde der Rundfunkempfang legalisiert – unter der Bedingung, dass die Hörer sich registrieren ließen und eine Rundfunkgebühr entrichteten. Wer schwarz hörte, musste mit einer Strafe rechnen. Gesetzlich geregelt war auch die Hardware: Weil Senden das Privileg des Staates war, waren die Rundfunkgeräte nur auf Empfang ausgerichtet, der seinerseits auf einen bestimmten Frequenzbereich beschränkt war.

Noch war die Zahl der Hörer gering: Anfang 1924, im Jahr der ersten Berliner Funkausstellung, hörten nur knapp 1600 Deutsche Radio. Nach einer Gebührensenkung und dem Ende der Inflation bekam das Medium jedoch Zulauf: Ein Jahr später gab es schon mehr als eine Million Geräte. Da sie so teuer waren, dass sich nur das gehobene Bürgertum einen eigenen Empfänger leisten konnte, griffen viele Hörer auf Bausätze zurück oder bastelten ihre Geräte komplett selbst.

Mitte der Zwanzigerjahre waren über die Hälfte der Radios Marke Eigenbau: einfache Detektor-Empfänger, die aus wenigen Bauteilen bestanden und über keine eigene Stromversorgung verfügten. Die Energie, um ihnen Töne zu entlocken, lieferten die Radiowellen. Auch ein Lautsprecher fehlte. Wer Radio hörte, musste sich einen Kopfhörer aufsetzen.

Erst Ende des Jahrzehnts kamen die ersten Röhrenempfänger mit integriertem Lautsprecher auf den Markt und machten den Rundfunkempfang zum sozialen Ereignis: Man versammelte sich im Familienkreis oder mit Verwandten, Freunden, Bekannten und Nachbarn vor dem Gerät. Findige Wirte lockten mit einem Radio Gäste in ihre Kneipen.

„Rundfunk in jedes deutsche Haus“ – das war die Forderung von Hitlers Chefpropagandisten Joseph Goebbels. Er sorgte dafür, dass die Nazi-Propaganda die Untertanen auch im heimischen Wohnzimmer erreichte – über den „VE 301″. Das Gerät für die breite Masse war ein Politikum. Schon der Name war bedeutsam: „VE“ stand für Volksempfänger, „301″ für den 30. Januar 1933 – den Tag, an dem Hitler Reichskanzler wurde. Verkauft wurde das Radio für den politischen Preis von 75 Reichsmark – das war etwa die Hälfte dessen, was vergleichbare andere Geräte kosteten – und fand entsprechend reißenden Absatz. Politisch war auch die technische Ausstattung: Die Geräte waren beschränkt auf den Empfang von Mittel- und Langwelle, was das Hören ausländischer Sender, die ihre Programme meist auf Kurzwelle ausstrahlten, fast unmöglich machte. Als das Volk mit Rundfunkgeräten ausgestattet war, inszenierte Goebbels übers Radio mediale Großereignisse wie die Olympischen Spiele 1936. Seine Strategie ging auf: Anfang 1932 gab es in Deutschland rund vier Millionen Radiohörer, bis Kriegsanfang 1939 stieg ihre Zahl auf über zwölf Millionen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konkurrierten immer mehr Radiostationen um die knappen Frequenzen. Eine Konferenz in Kopenhagen sollte deshalb die europäischen Radiofrequenzen neu verteilen. Deutschland war zu der Konferenz nicht geladen und erhielt nur sehr wenige der begehrten Lang- und Mittelwellenfrequenzen. Die Folge: Weite Teile des Landes hatten einen schlechten Rundfunkempfang. Eine Alternative musste her. Post, Rundfunkanstalten und Hersteller fanden schnell eine Lösung: Ein neuer Frequenzbereich sollte erschlossen werden – die Ultrakurzwelle (UKW). In Deutschland hatte man schon einige Erfahrung damit. So hatte sich der deutsche Physiker und Hochfrequenztechniker Abraham Esau bereits in den frühen Dreißigerjahren mit den Ultrakurzwellen beschäftigt, das Berliner Reichspost-Zentralamt strahlte 1931 erste UKW-Versuchssendungen aus.

Da im UKW-Bereich mehr Bandbreite zur Verfügung steht, ist die Klangqualität besser als bei den anderen Frequenzbereichen. Grund genug für die Hersteller, auch die Wiedergabequalität der Geräte zu verbessern. Sie statteten die Radios zum Beispiel mit Klangregistern aus. Auf Knopfdruck konnten die Hörer unterschiedliche Klangbilder für Orchester, Jazz oder Sprache einstellen. Bei manchen Geräten ließen sich die Register sogar gleichzeitig schalten, sodass bis zu 32 Kombinationen möglich waren. Ende der Fünfzigerjahre hatten die ersten Geräte getrennte Lautsprecher für hohe und tiefe Töne.

Doch der UKW-Rundfunk konnte noch mehr: 1958 strahlte der Sender Freies Berlin (SFB) erstmals ein Programm in Stereo aus – über zwei Sender. Da es noch keine geeigneten Empfangsgeräte gab, musste man für den Zwei-Kanal-Ton auch zwei Radios zur Hand haben: eines für jeden Kanal. Das war wenig praktikabel. Man brauchte also ein Verfahren, um zwei Signale über einen einzigen Rundfunkkanal zu übertragen: den Pilotton. Dazu werden die beiden Stereosignale zunächst zu einem Signal zusammengefasst. Zusammen mit diesem Summensignal wird ein zweites, ein Differenzsignal übertragen, das die Informationen für den rechten und den linken Kanal enthält. Der Stereodekoder des Empfangsgeräts entschlüsselt und trennt die zwei Signale und schickt sie an die beiden Lautsprecher, während ein Monoempfänger nur das Summensignal in Töne umwandelt.

In den Achtzigerjahren änderte sich die Rundfunklandschaft in zweifacher Hinsicht grundlegend: Zum einen beendete die Einführung privater Programmanbieter das Monopol der über Gebühren finanzierten, öffentlich-rechtlichen Rundfunksender. Gleichzeitig eröffneten sich neue Übertragungswege für Radio und Fernsehen: via Kabel und Satellit. Dadurch stehen mehr Programme zur Verfügung, und wegen der größeren Bandbreite ist die Übertragungsqualität besser.

Was morgen aus dem Äther kommt

Die nächste Umwälzung ist gerade voll im Gang: Das Radio wird digital. Nicht mehr auf Wellen moduliert, sondern als Nullen und Einsen erreichen in Zukunft Verkehrsnachrichten, Hörspiele und Musik die Empfangsgeräte. Digital Audio Broadcasting (DAB, digitale Tonübertragung) heißt der neue Rundfunk, in Deutschland auch „Digital Radio“ – wegen der Verwechslungsgefahr mit einem Geldinstitut und einer Biermarke.

Angefangen hatte es Mitte der Achtzigerjahre, als sich Wissenschaftler im Münchner Institut für Rundfunktechnik (IRT) Gedanken über einen Nachfolger für den UKW-Rundfunk machten. 1987 nahm sich die Europäische Union des Projekts an. Vier Jahre lang beschäftigten sich Forscher aus ganz Europa mit dem digitalen Rundfunk der Zukunft, den sie schließlich 1991 auf der Berliner Funkausstellung vorstellten. Nach dem Willen der Europäischen Kommission soll das digitale Radio bis 2012 den analogen UKW-Hörfunk ersetzen. Angesichts der bisher noch sehr spärlichen Verbreitung erscheint das derzeit jedoch nicht realistisch.

Die Digitalisierung erforderte zunächst ein neues Übertragungsverfahren: COFDM (Coded Orthogonal Frequency Division Multiplex), das die digitalisierten Töne mit einer Datenrate von 1 bis 1,8 Megabit pro Sekunde (Mbps) weiterleitet. Der Hörer profitiert vor allem von der eingebauten Fehlerkorrektur: Das Sendesignal wird auf mehrere Übertragungskanäle verteilt und mit einem Fehlerschutz versehen. Auf diese Weise vermeidet man Störungen durch Mehrwegempfang. Diese Überlagerung von Funkwellen, die beispielsweise von Bergen oder hohen Gebäuden reflektiert werden, ist eine häufige Störquelle beim analogen Rundfunk.

Digitales Radio bietet nicht nur einen besseren Empfang, der neue Standard verspricht auch Musik in CD-Qualität. Das ist allerdings nicht so einfach: Um die auf einer CD gespeicherten Daten in Echtzeit zu senden, reicht die Übertragungsrate von 1,8 Mbps nicht aus. Deshalb wird das Datenvolumen für die Übertragung auf ein Siebtel komprimiert. Für DAB wurde dazu eigens der Standard MP2 („MPEG-1 Audio Layer 2″) entwickelt. Er filtert Töne aus den Musikstücken heraus, die für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbar sind.

Einziger Wermutstropfen: Für die digitalen Programme braucht man einen neuen Empfänger (Preis ab etwa 150 Euro) – der allerdings mehr kann als nur Töne abspielen. Denn mit DAB wird das Radio multimedial. Per COFDM lassen sich nicht nur Audiosignale übertragen, sondern auch andere Daten. Dazu gehören Verkehrsinfos (Traffic Message Channel, TMC), die sogar an das Auto-Navigationssystem weitergegeben werden können, und der digitale Radiotext (Dynamic Label Service, DLS). Selbst Bilder oder Videos kommen per „IP over DAB“ oder „Multimedia Object Transfer Protocol“ (MOT) aufs Radio.

DAB ersetzt jedoch nur den UKW-Rundfunk. Digitaler Nachfolger von Kurz-, Mittel- und Langwellen-Hörfunk wird der Standard „ Digital Radio Mondiale“(DRM) sein. Ein Vorteil von DRM ist die große Reichweite. Die Deutsche Welle, die an der Einführung des Standards beteiligt war und seit Juni 2003 digital über DRM sendet, ist weltweit zu empfangen. Die Qualität hat sich ebenfalls entscheidend verbessert, sodass Musik nun auch auf der Mittel- oder Kurzwelle zum Hörgenuss wird – ein Qualitätssprung, der vergleichbar ist mit der Umstellung von Mittel- auf Ultrakurzwelle vor 50 Jahren.

Mit dem Internet hat sich ein weiterer Übertragungskanal für den Hörfunk geöffnet. Statt über Antenne oder Kabel werden die Inhalte als Audio-Stream übertragen. „Streaming“ bedeutet, dass eine Datei nicht komplett heruntergeladen und dann geöffnet, sondern bereits während des Herunterladens wiedergegeben wird. Vorteil des Internet- oder Web-Radios ist eine weniger aufwendige technische Infrastruktur – ohne Funkhaus und große Sendeanlagen. Ein streamingfähiger Webserver reicht aus. Deshalb nutzen nicht nur die großen Rundfunkanstalten, sondern auch etliche kleinere Initiativen oder Privatleute die Möglichkeit, ein eigenes Radioprogramm zu produzieren und zu senden.

Inzwischen gewinnt eine neue Form des Internet-Radios immer mehr Fans: „Podcasts“ – meist im MP3-Format kodierte Audiobeiträge, die die Produzenten auf ihrer Website veröffentlichen. Die Hörer laden die Podcasts auf ihren Rechner herunter und übertragen sie von dort auf einen MP3-Player. Daher auch der Name: „Podcast“ ist eine Kombination aus „iPod“, dem bekannten MP3-Player von Apple, und „Broadcasting“, dem englischen Wort für Rundfunk. Natürlich kann man die Podcasts auch auf einem Rechner mit einer entsprechenden Software wie Winamp (www.winamp.com) abspielen. Auf Portalen wie dem „ Podster.de“ (deutsch, www.podster.de) oder „Podcast Alley“ (englisch, www.podcastalley.com) finden sich Podcasts zu allen nur erdenklichen Themen. Mit Hilfe der RSS-Technik („Really Simple Syndication“ – übersetzt etwa: „wirklich einfache Verbreitung“) kann man Podcasts sogar abonnieren: Ein Programm, der „Feedreader“, informiert den Nutzer über neu hochgeladene Audiodateien. ■

Werner Pluta

Ohne Titel

Der Knallfunkensender war das erste Gerät für die drahtlose Übertragung von Nachrichten. Es bestand aus zwei Elektroden und einem Schwingkreis. Zwischen den Elektroden wurde mit Hochspannung ein Funkenüberschlag erzeugt. Die entstehende Energie wurde über einen Schwingkreis an eine Antenne weitergeleitet und als elektromagnetische Wellen abgestrahlt. Die Wellen umfassten ein weites Frequenzspektrum. Weil eine Einschränkung auf einen bestimmten Frequenzbereich nicht möglich war, störten die Knallfunkensender den Empfang anderer Sender und wurden in den Zwanzigerjahren verboten. Seinen Namen erhielt der Knallfunkensender, weil die Entladung oft mit einem lauten Knall einher ging.

1906 entwickelte Max Wien den Knallfunkensender weiter. Sein Löschfunkensender bestand aus bis zu zwölf hintereinander geschalteten Elektrodenpaaren. Er verkürzte den Abstand zwischen den Elektroden, die so genannte Funkenstrecke, die im Knallfunkensender mehrere Zentimeter betragen konnte, auf 0,2 Millimeter. Dieser Aufbau brachte zwei Vorteile: Zum einen erzeugte der Löschfunkensender deutlich mehr Funken als sein Vorgänger, zum anderen musste weniger Spannung angelegt werden.

Beide Sender konnten jedoch nur Morsesignale, aber keine Sprache übertragen. Das gelang erst mit dem von Valdemar Poulsen konstruierten Lichtbogensender. In einem mit Wasserstoff gefüllten Raum erzeugte Poulsen mit Gleichstrom einen Lichtbogen, den er mit einem Magnetfeld stabilisierte. Der Lichtbogen regte einen Schwingkreis an, der kontinuierliche und ungedämpfte Schwingungen erzeugte. Sie dienten als Trägerwelle für Musik oder Sprache, die in elektrische Signale umgewandelt worden war. Zudem ließen sich die Wellen auf einer bestimmten Frequenz ausstrahlen, belegten also nicht mehr ein ganzes Frequenzspektrum.

Ohne Titel

Um Töne drahtlos übertragen zu können, werden sie zunächst mit einem Mikrofon von akustischen Signalen in elektrische umgewandelt. Die werden wiederum auf eine elektromagnetische Schwingung aufmoduliert. Dafür gibt es zwei Verfahren: für Lang-, Mittel und Kurzwellen die Amplitudenmodulation (AM), für Ultrakurzwellen die Frequenzmodulation (FM). Da FM weniger störanfällig ist, ist der UKW-Empfang besser als der in den anderen Wellenlängenbereichen. Die so überlagerten Signale werden verstärkt und über einen Sender ausgestrahlt. Beim Empfänger werden Trägerwelle und Signal getrennt, verstärkt und von einem Lautsprecher in Töne zurückverwandelt.

Ultrakurzwelle (UKW): Wellenlänge 1 bis 10 Meter, Frequenz 30 bis 300 Megahertz (MHz). Fürs Radio ist der Bereich zwischen 87,5 und 108 MHz (2,78 bis 3,43 Meter) reserviert. Ultrakurzwellen sind der meist genutzte Frequenzbereich im Rundfunk. Die Wellen breiten sich wie Licht fast geradlinig aus und lassen sich auch ähnlich bündeln. Da sie sich nicht der Erdkrümmung anpassen und auch nicht von der Atmosphäre reflektiert werden, ist ihre Reichweite relativ kurz: etwa 40 bis 120 Kilometer. Weil große Bandbreiten zur Verfügung stehen, erlaubt UKW das Übertragen von Programmen in Stereo. Auf Ultrakurzwelle funkt nicht nur das Radio. Auch kabellose Kopfhörer und Fernsteuerungen senden auf UKW, wenn auch in einem anderen Frequenzbereich.

Kurzwelle (KW): Wellenlänge 10 bis 100 Meter, Frequenz 3 MHz bis 30 MHz. Für den Rundfunk stehen Bänder zwischen 3,95 und 26,1 MHz (16 bis 75 m) zur Verfügung. Kurzwellen haben die größte Reichweite. Sie werden als Raumwelle ins All abgestrahlt, wo sie von der Ionosphäre reflektiert werden. Die reflektierten Wellen treffen auf die Erdoberfläche, die sie wieder zurückwirft, sodass Kurzwellen wie ein Ping-Pong-Ball um den Globus laufen. KW-Programme können problemlos mit technisch einfachen Geräten überall auf der Welt empfangen werden.

Mittelwelle (MW): Wellenlänge 100 m bis 1 km, Frequenz 300 Kilohertz (kHz) bis 3 MHz. Der Mittelwellenrundfunk nutzt Frequenzen zwischen 526,5 und 1606,5 kHz (Wellenlängen: 186 bis 569 m). Mittel- und Langwellensender strahlen neben der Raum- auch eine Bodenwelle parallel zur Erdoberfläche aus. Mittelwellen werden nicht so gut von der Ionosphäre reflektiert, weshalb ihre Reichweite geringer ist als die der Kurzwellen. Neben UKW sind sie der fürs Radio meist genutzte Frequenzbereich. Im Gebirge sind sie besser zu empfangen, da sie wegen der größeren Wellenlänge auch in Täler gelangen.

Langwelle (LW): Wellenlänge von 1 bis 10 km, Frequenz 300 bis 30 kHz. Im Hörfunk werden Wellen mit einer Länge von 1050 bis 2000 m (Frequenz: 150 bis 285 kHz) eingesetzt. Langwellen werden hauptsächlich als Bodenwelle ausgestrahlt. Vor allem über Wasser haben sie eine sehr große Reichweite. Daher dienen Langwellen auch zur Funknavigation in der Seefahrt.

Ohne Titel

Derzeit sind allein in Deutschland rund 2000 bis 2500 Webradios auf Sendung. Das Spektrum ist breit: So bieten fast alle privaten und öffentlich-rechtlichen Stationen ihre Programme im Internet an. Daneben gibt es auch reine Internet-Radios mit Spartenprogrammen für jeden Geschmack und jede Lebenslage: Unifunk aus dem Rheinland („Kölncampus“, www.koelncampus.com), aus Honolulu von der University of Hawaii („KTUH“, ktuh.org) oder Freies Bürgerradio im Offenen Kanal Berlin („Offener Kanal Berlin“ , www.okb.de) – und natürlich alles, was das Herz von Musikliebhabern höher schlagen lässt: Fans harter Gitarrenklänge finden ihr Eldorado etwa bei „#Musik.eXTreMe“ (www.rautemusik.fm/) oder beim amerikanischen „HoTMetaL Radio“ (www.hotmetalradio. com). Moderne, elektronische Tanzklänge bietet Digitally Imported Radio (www.di.fm), und das gleich auf zwölf Kanälen. Wer im „Saturday Night Fever“ glühen möchte, ist beim Sender „Super70s“ (www.super70s.us) richtig. Oder lieber nur bestimmte Musiker? „Das tschechische „AB Radio“ (www.abradio.cz) reserviert ganze Kanäle für einzelne Interpreten – für Queen etwa oder Depeche Mode. Sogar die Liebhaber indischer Filmmusik und fernöstlichen Pops werden bedient: „Bollywood Music Radio“ (www.bollywood.mu) spielt rund um die Uhr Musik aus der indischen Traumfabrik, während „SmartRadio“ (www.smartradio.sg) aus Singapur auf den Kanälen „Chinese Evergreens“ und „Love 97,2″ Schnulzen aus China sendet, den „Kantopop“.

Um über den Computer Radio zu hören, braucht man nur einen Internet-Anschluss, am besten einen mit Breitband-Zugang. Die dafür nötigen Programme – hauptsächlich der „Realplayer“ (germany.real.com) oder „Windows Media Player“ (www.microsoft.de) – sind meist schon auf dem PC installiert oder können kostenlos im Internet heruntergeladen werden. Auf den Webseiten der Programmanbieter befindet sich im Normalfall an prominenter Stelle ein Link, um den Stream zu starten.

Komfortabler ist der Radioempfang am Computer mit einer Radio-Software wie „Phonostar“ (www.phonostar.de). In dem Player sind die Links zu Radiostationen auf der ganzen Welt gespeichert. Der Hörer muss sich also nicht in den Weiten des Internets auf die Suche begeben, sondern kann sich seinen Sender ganz bequem suchen. Vorgegebene Kategorien wie Sprache, Art oder Herkunftsland des Programms erleichtern die Auswahl.

Hier ein paar nützliche Links zum Empfang von Web-Radios:

• Alle ARD-Stationen: radio.ard.de

• Ausführliches Verzeichnis deutscher und internationaler Web-Radios: www.surfmusik.de/

• Kommentierte Liste von deutschen und ausländischen Web-Radiostationen im Webkatalog „Open Directory Project“: dmoz.org/World/Deutsch/Medien/Radio/Internet-Radio/

• Liste mit deutschen und internationalen Web-Radio- und Web-TV-Stationen: delicast.com/radio

• Verzeichnis für deutsche Podcasts: podster.de/

• Liste englischsprachiger Podcasts: www.podcastalley.com

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♦ Hy|drid  〈n. 11; Chem.〉 Verbindung von Wasserstoff mit einem anderen Element [zu grch. hydor … mehr

Früh|ling  〈m. 1〉 1 Jahreszeit (des Wachstums) vom 21. März bis 21. Juni (auf der nördl. Halbkugel); Sy Frühjahr … mehr

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