Vor zwei Jahren filterten die Lügenexpertin Bella DePaulo von der University of Virginia und ihr Team aus dem bestehenden Literaturberg 158 mögliche Merkmale von Lügnern heraus. Einige davon entlarvten die Wissenschaftler in ihrer Metastudie als Mythen, andere deuten demnach – zumindest statistisch – tatsächlich auf Falschaussagen hin. Es sind vor allem fünf Merkmale:
• Lügner verhalten sich zurückhaltend. Im Dialog füllen sie weniger Gesprächszeit als ihr Partner. Sie gehen nicht so sehr ins Detail und pressen etwas häufiger ihre Lippen zusammen.
• Lügner wirken nicht sehr überzeugend. Ihre Aussagen sind kaum logisch und plausibel, Widersprüche kommen häufig vor. Sie klingen oft unsicher, treten kaum engagiert auf und untermalen ihre Worte mit wenigen Gesten. Ihre Bewegungen hingegen verraten keine Unsicherheit, sie stolpern weder beim Sprechen, noch weichen sie Blicken aus.
• Lügner tendieren ins Negative. Gespräche mit ihnen sind eher unangenehm, sie verhalten sich nicht sehr kooperativ und neigen zu Verneinungen sowie Klagen.
An Einzelmerkmalen wie Kopfnicken oder Hohnlachen lässt sich die negative Haltung allerdings nicht festmachen. Auch Lächeln an sich ist kein Garant für die Wahrheit. Denn es gibt ein höfliches, aber falsches Lächeln – nach den Stewardessen einer eingestellten Fluggesellschaft auch „Pan-American-Smile“ genannt. Echtes Lächeln (kürzer, nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen, eher symmetrisch auf beiden Gesichtshälften) dagegen deutet auf authentische positive Gefühle hin.
• Lügner sind relativ angespannt. Ihre Stimme ist höher, ihre Pupillen sind erweitert. Nervöse Bewegungen – wie Kratzen, mit einem Bleistift spielen oder Büroklammern verbiegen – deuten aber, anders als man meinen könnte, nicht auf eine Falschaussage hin.
• Lügner erzählen recht geradlinig. Sie korrigieren sich selten und räumen wenige Erinnerungslücken ein. Dagegen schweifen sie, um abzulenken, häufig zu Dingen ab, die mit dem Hauptereignis kaum etwas zu tun haben.
All diese Merkmale lassen sich allerdings nicht nur dann beobachten, wenn jemand lügt, sondern auch, wenn jemand nur befürchtet, für einen Lügner gehalten zu werden. Es ist demnach weiter fraglich, ob sich der wahre Grund für die Unsicherheit äußerlich überhaupt feststellen lässt.